Auf dem Dach
- Autor*in
- Dölling, BeateLaget, Didier
- ISBN
- 978-3-7941-7089-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- –
- Verlag
- –
- Gattung
- Krimi
- Ort
- Düsseldorf
- Jahr
- 2010
- Lesealter
- –
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 10,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Landei aus Bayern trampt nach Berlin, trifft unterwegs Geschwisterpaar aus der Ukraine, das durch Schlepper nach Deutschland gebracht wird. Landei verliebt sich prompt, wird aber beklaut und willigt deshalb ein, die geklaute Kamera in einer Sexbar abzuholen, deren Besitzer ihn nicht nur verprügelt, sondern auch auf einem zur Sprengung bestimmten Hochhaus absetzt. Doch Feuerwehr und Polizei können noch alle retten.
Beurteilungstext
Beate Dölling, die durch eine Vielzahl von Kinder- und Jugendbüchern bekannt geworden ist (zuletzt “Alles bestens”) als Berliner Autorin, setzt ein sehr beliebtes Motiv ein, um ihre Geschichte in Berlin spielen zu lassen. Wieder ist der Protagonist ein (hier: bayrisches) Landei, das unbedingt nach Berlin will, raus aus der Kleinstadt, weg von den spießigen Eltern, die den eifrigen Schüler nicht verstehen, der nur beim Klettern in den Bergen das Gefühl von Freiheit findet. Sogar seinen Hund nimmt er mit auf die Ladefläche eines LKW, auf dem dieser dann schnell das ukrainische Geschwisterpaar entdeckt, das wie er dort heimlich untergekommen ist. Natürlich können sie Deutsch, natürlich ist die Vierzehnjährige so schwarzhaarig und schön, dass Alex sich sofort in sie verliebt. Sie beklauen ihn, obwohl er doch seine letzte Nahrung mit ihnen teilt und sie bei einer Polizeikontrolle schützt. Da hilft dann kaum noch das Super-Feeling in der Punk-Szene von Berlin, in der selbst die afrikanische Verkäuferin ihm kostenloses, wunderbar schmeckendes Essen anbietet, er sofort Kumpel findet, einen Schlafplatz in einem Abrisshaus mit zwei ungeniert sich ausziehenden Mädchen - sowas soll es auch auf bayrischen Dörfern geben! - wenn die Kamera fehlt, um all dies festzuhalten. Alex findet in der Großstadt Berlin den ukrainischen Jungen, der mit seiner Schwester von einer Hehlerbande eingeschleust und jetzt als Hilfsarbeiter auf dem Bau und sie als Prostituierte ihre Schulden abarbeiten soll. Ab jetzt wird die Geschichte so unglaublich wie unglaubhaft konstruiert. Dass die Teile der Erzählung immer wieder unterbrochen werden durch Alex’ Gefühlsausbrüche auf dem Hochhausdach, wo er zusammengeschlagen und ausgesperrt auf die Sprengung des Abrisshauses und damit auf sein Ende wartet, verzögert den Erzählfluss, macht die Geschichte aber nicht besser. Wenn dann der tolle Kletterer an der Fassade herunterklettert in das gute Ende der Geschichte hinein, in eine Auflösung, die aus dem Nachhinein erzählt wird, steigt man als Leser aus. Wenn dem nach dem Epilog noch ein Dank an UNICEF und terre-de-femme folgt für die Informationen über Frauen- und Menschenhändler, dann wird man zumindest als erwachsene Leserin böse, weil man sich und die beiden geschleusten Kinder als Staffage für eine misslungene Story missbraucht sieht.