Atlas der außergewöhnlichen Architektur: Die unglaublichsten Gebäude, von denen du (vielleicht) noch nie gehört hast

Autor*in
Allen, PeterHanaor, Ziggy
ISBN
978-3-86502-472-5
Übersetzer*in
Tietze-Grabec, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Allen, Peter
Seitenanzahl
88
Verlag
E.A. Seemann
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Leipzig
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteratur
Preis
22,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wohl jede:r kennt den Eiffelturm, den Petersdom oder die Pyramiden in Ägypten. Auch die Elbphilharmonie ist sehr vielen Menschen ein Begriff geworden. All dies sind besondere Bauwerke, die aus dem Allerlei herausragen. Viele könnten noch aufgezählt werden, die diese Bedeutung erreicht haben oder schon wieder in Vergessenheit geraten sind. Welche haben die Autoren Peter Allen und Ziggy Hanaor ausgesucht? Und wie beschreiben sie diese, bildlich und textlich? So, dass man sagen kann: Das sind wirklich außergewöhnliche Architekturen!

Beurteilungstext

Bauwerke können beeindrucken oder erdrücken, können begeistern oder Entsetzen auslösen, sie können beschützen oder z.B. bei Erdbeben zur Gefahr werden. Bauwerke können der Allgemeinheit dienen oder dem eigenen Ego eines Machthabers oder eines Architekten.
Die beiden Autoren haben jenseits der allgemein bekannten und bewunderten Gebäude Bauwerke weltweit und in vielen Zeitaltern gefunden, die absolut Bewunderung und Erstaunen hervorrufen. Das Inhaltsverzeichnis nimmt den Leser/die Leserin mit auf eine zeitliche und räumlich Reise, die beinahe den ganzen Erdball umspannt und von etwa 4000 v.Chr. bis ins Heute reicht. Sie beginnt bei den neolithischen Steinkreisen in Nordeuropa, führt zu einem hängenden Kloster in China um 500 n.Chr., zeigt eine Stabkirche in Norwegen um 1200, präsentiert den Dogenpalast in Venedig von 1400, vergisst das Schloss Neuschwanstein um 1880 nicht, zeigt uns einen Turm in Russland, der 1919 zwar geplant, aber nie gebaut worden ist, wir besuchen moderne Gotteshäuser und Flughäfen. Dann endet die Reise in den sog. Zufluchtsorten, Gebäuden, die eng mit der Natur verbunden sind.
Eine absolut eindrucksvolle Reise, die uns Bauwerke erschließt, die man mit Sicherheit nicht gekannt hat und jetzt mehr über sie erfahren möchte.
Dass man vielleicht Wolkenkratzer in der arabischen Welt oder die unterirdische Tempelkirche in Helsinki nicht mit aufgenommen hat, mag dem Platz oder anderen Aspekten geschuldet sein. Kein Buch dieser Art ist vollständig - und muss es auch nicht sein.
Soweit sogut.
Und dennoch müssen wesentliche Punkte angesprochen werden, die dieses Buch nicht erfüllt.
Es nennt sich "Atlas der ...". Da sollte eigentlich im Vorsatz eine Weltkarte abgebildet sein, auf der man - mit Zahlen versehen - diese Bauwerke lokalisieren kann. In ähnlichen Büchern, ebenfalls für Kinder gedacht, ist dies eine Selbstverständlichkeit.
Der Verlag hat das Buch für Kinder ab sieben freigegeben. Doch sieht man sich zunächst die Sprache an, so ist sie nicht kindgerecht. Wörter wie "expressiv" oder "skulptural" (S.5), "fermentierter Schlamm" (S. 33), "exzentrisch" (S. 78), .... sind im Buch nicht erklärt und können auch im Alter von 10 oder 12 Jahren nicht als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt werden.
Bleibt man beim Vorwort, wird zwar aufgezählt, dass man in der Architektur über Kenntnisse in der Bautechnik oder über die Materialien verfügen sollte, dass man über die Nutzung des umbauten Raumes nachdenken muss, dass man Visionen verwirklichen kann und viel Geld besitzen muss.
An die Arbeiter aber wurde nicht gedacht, nicht unter welchen Bedingungen sie diese bewundernswerten Gebäude errichtet haben.
Auch das Zitat im Vorwort (S.4) scheint eher etwas in der Luft zu hängen, da es mit Sicherheit nicht an Kinder gerichtet war.
Die Visualisierung der benannten Objekte ist in einem Sachbuch äußert wichtig. Erst Text und Bild geben eine Einheit. Doch muss das Bild - ob Fotographie, Modellzeichnung, Skizze, .... - so gewählt sein, dass ein Geamteindruck entstehen kann. Peter Allen hat in seinen pastellfarbenen Illustrationen einen interessanten Weg der Interpretation der Bauwerke gefunden. Er ist zwar humorvoll, wie viele seiner Zeichnungen, doch hier nicht hilfreich.
Ist man mal in einem neolithischen Steinkreis gestanden, so hat einem die Größe und Wucht dieser geordneten Steine beeindruckt. Hier ist der Betrachter aber so weit weg vom Objekt, dass die neolithischen Monumente kaum erahnbar sind. Das Bild vom "hängenden Kloster von Shanxi" (S.12/13) erinnert mit seinen Holzträgern eher an das surrealistiusche Gemälde "Die Versuchung des heiligen Antonius" (1946) von Dalí. Die Umgebung ist schwer nachvollziehbar und dass diese dünnen Holzträger die Gebäude stützen können, ist kaum glaubhaft. Auch das aufgeklappte Innere der Hagia Sophia (S.15) und das des Schlosses Neuschwansteins (S.48) kann nur schwer wieder zu einem räumlichen Gesamtbild zusammengefügt werden. Die Kathedrale von Chartres bleibt flächig, auch wenn im Portal Räumlichkeit angedeutet wird. Little Morton Hall (S.36/37) wird zu einem Vexierbild, da Raum und Ebene ineinanderfließen. Von der Uni in Mexiko (S.62/63) kann man keinen Gesamteindruck gewinnen, sondern die Vorderfront der Hauptbibliothek steht wuchtig im Vordergrund und lässt das Gebäude verschwinden. Ein etwas entfernterer Standpunkt hätte mehr Übersichtlichkeit bedeutet.
Interessant und durchaus gelungen sind dagegen die Illustrationen zu Sea Ranch (S. 66/67), das Kunstmuseum von Bilbao (S.74) oder die beiden Zufluchtsorte auf S. 84.
Ein Glossar der Architekturbegriffe und -stile und ein ausführliches Register runden das Buch ab.
Beiden Autoren ist mit Sicherheit ein interessantes Buch gelungen. Doch wer realistische Gesamteindrücke von Bauwerken vorfinden möchte, muss zu anderen Büchern greifen, die ebenfalls berühmte Gebäude in Wort und Bild für Kinder präsentieren. Und dazu gibt es genügend.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 01.07.2022

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