Atemlos

Schlagwörter

• Familie
• Freundschaft
• Spannung

Teaser

Jessica, die mit ihrer Familie in Brighton lebt, fischt einen alten Teddy aus dem Wasser und streitet sich mit ihrer Schwester darum, wer ihn haben darf. Cym, dem der Teddy ursprünglich gehörte, muss mit der Tatsache zurechtkommen, dass seine alleinerziehende Mutter mit ihrem Freund und dessen Kindern zusammenzieht. Das Geheimnis, das der Teddy buchstäblich in sich trägt, führt beide Familien zusammen – auf turbulente, spannende und berührende Art.

Beurteilungstext

Jessicas Situation ist schwierig, weil ihr Vater an einer nicht genannten, aber schweren Krankheit leidet und die Mutter neben vielen Sorgen und schwierigen Aufgaben rund um die Gesundheit des Vaters auch die finanzielle Situation der Familie alleine stemmen muss. Cyms Situation ist schwierig, weil seine Mutter insgesamt wenig Geld hat und sein Vater ihn immer wieder mit falschen Versprechen vertröstet, aber eigentlich nicht für ihn da ist. Als dann noch der Freund der Mutter mit seinen beiden Töchtern einzieht und die ältere, Ellen, sich mit seiner besten Freundin befreundet, wird es noch schwieriger, denn er hat das Gefühl, als würde Ellen ihm alle Menschen und überhaupt alles wegnehmen.
Der parallele Handlungsstrang zu den familiären Turbulenzen in diesen eigentlich behütenden und liebevollen Familienkonstellationen ist der Kriminalfall um gestohlene und durch Fälschungen ersetzte Schmuckstücke aus der Zeit der Rosenkriege. Cym ist der erste, dem etwas auffällt, als er mit seiner Klasse eine Ausstellung der Schmuckstücke besucht. Doch, und das passt in seine Stimmung, er glaubt, missachtet und vernachlässigt zu werden, niemand scheint ihm zu glauben.
Eine Reihe seltsamer Einbrüche, der aus dem Wasser gefischte Teddy und ein unfreundlicher Nachbar sind Mosaiksteine, die am Ende zur Auflösung des Falls führen. Dies ist der spannende Hintergrund für die ernste Geschichte um die beiden Familien, die sich bei der Auflösung treffen, in einem dramatischen und komischen Showdown in Greenwich. Letztlich vertragen sich Cym und Ellen, für Jessicas Vater gibt es Hoffnung, und die finanzielle Situation beider Familien entspannt sich, da sie sich entschließen, die Rechte an der Geschichte an eine Zeitung zu verkaufen.
Dieser Roman ist der dritte um Cym, und das Ende deutet auf einen nächsten Band hin, der auf Englisch bereits erschienen ist: „Some Sunny Day“.
Baron erzählt aus wechselnder Perspektive, mal aus Cyms, mal aus Jessicas. Die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen müssen die Leser*innen selber herstellen, was erst nach und nach möglich ist. Durch die Kennzeichnung jedes Abschnitts mit dem Namen der jeweiligen Ich-Erzählerin bzw. des Ich-Erzählers wird uns deutlich, welcher Handlungsstrang gerade dran ist. Durch die Erzählung in der Ich-Form ist man beim Lesen eng am Geschehen und an den Gefühlen der Protagonist*innen. Gelegentlich wird der lebendige Erzählstil verstärkt durch typografische Elemente wie fett gedruckte Wörter oder Text, der diagonal oder in größerer Schrift über die Seite verläuft.
Der deutsche Titel mutet leider seltsam an: „Atemlos“ ist zwar vielleicht ein gerechtfertigter Verweis auf die Erzählweise und die Spannung, aber doch ist der englische Originaltitel in seiner Mehrdeutigkeit so viel passender und aussagekräftiger: „This Wonderful Thing“ kann sich vordergründig auf das Schmuckstück beziehen, aber auch, und das ist viel wichtiger, auf die Familien und ihre Liebe und Verlässlichkeit und auch auf Freundschaft.
Ein wunderbarer Roman, der sich locker liest, einige Herausforderungen an die Kombinationsfähigkeit der Leser*innen stellt und Krimihandlung und emotionale Beziehungen thematisch vereint.