Aschenputtel

Autor*in
Perrault, Charles
ISBN
978-3-8369-5818-9
Übersetzer*in
Distelmaier-Haas, Doris
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Innocenti, Roberto
Seitenanzahl
32
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Märchen/Fabel/Sage
Ort
Hildesheim
Jahr
2014
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Das bekannte Märchen vom Aschenputtel wird in der Version von Charles Perrault erzählt und von Roberto Innocenti kongenial visuell interpretiert. Ein Bilderbuch der Sonderklasse.

Beurteilungstext

Das Märchen vom Aschenputtel gehört zu den internationalen Märchenklassikern und so liegt es auch in verschiedenen Varianten vor - je nach schriftlicher Tradierung in einem Kulturkreis. In der alten Märchensammlung des Franzosen Charles Perrault aus dem Jahr 1694 findet sich eine Version des Märchens, die der Grimm'schen Fassung ähnlich ist, aber sehr viel versöhnlicher mit den bösen Schwestern des Aschenputtels umgeht. Außerdem ist es die Patin des Mädchens, die mit der wunderbaren Verwandlung des Kürbis, der Mäuse und Ratten und natürlich auch der Kleidung des Mädchens den sagenhaften Auftritt auf den Bällen des Prinzen und schließlich auch die dritte Verwandlung zur Braut ermöglicht.
Diesen alten Text aufgreifend und in Bilderbuchillustrationen neu interpretierend bietet Roberto Innocenti eine neue Variante dieses Märchenklassikers. Seine Märchenbebilderungen haben in den vergangenen Jahren Grenzen überschritten und für Furore gesorgt. Und auch in diesem neuen Bilderbuch sucht er wieder Wege, die das Märchen gänzlich ungewohnt in Szene setzen. Zum Perrault'schen Originaltext entwickelt Innocenti eine Szenerie, die im England des beginnenden 20. Jahrhunderts verortet scheint. Ländliche Feldsteinarchitektur und Londoner Großstadtflair verbinden sich in der Handlung, die Figuren zeigen sich im Stil der Zwanziger Jahre im Bubikopf, Kinder tragen Matrosenuniformen, statt Kutschen bevölkern Oldtimer die Straßen und Aschenputtel und ihre Schwestern glänzen mit gerade geschnittenen Kleidern und opulentem Schmuck dieser Zeit. Auf dem Titel rahmen typische Jugendstilelemente das Bild vom Aschenputtel, das am Brunnen Wäsche wäscht, dabei aber in seinem Spiegelbild bereits die Schönheit erkennen lässt, als die sie dem Prinz begegnen wird. Im Gegensatz scheint die Patin eher ein Relikt einer anderen Zeit zu sein; als dicke Bäuerin mit Schürze eher dem vergangenen Jahrhundert entlehnt, wenn nicht sogar irgendeiner fernen Märchenzeit entsprungen. Die ungewohnte Atmosphäre verfremdet das bekannte Märchen und pointiert dabei jedoch die archaische Substanz dieses universellen Textes. Tugend und Gerechtigkeit zeigen sich hier als Konfrontationen des Neuen und des Alten, wobei die Märchen in ihrem historisierten Eigenwert eine überzeitliche Verbindung konstruieren helfen. So wird der zeitlose Charakter des Märchens gerade durch den Bezug auf die kulturhistorische Epoche pointiert. Das Ergebnis ist ein faszinierender Blick auf einen nur scheinbar schon zu oft gelesenen Text. Ein Märchenerlebnis der Extraklasse.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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