Artisten, Freaks und Übermenschen

Schlagwörter

• Nationalsozialismus

Teaser

Österreich vor und im Nationalsozialismus aus der Sicht einer Außenseiterin

Beurteilungstext

Sibylle, genannt Billie, hat das Dritte Auge, kann hellsehen, muss hellsehen, wird gebraucht als Medium für Madame Bacclavia, die das Mädchen Sibylle als Kleinkind adoptiert hat und nun mit ihrer Hilfe als Hell-oder Wahrsagerin im Zirkus auftritt. Der Zirkus, die Arena und die Bühne – das ist Billies Welt. Die Artisten, die körperlich Abnormen, die zu klein- beziehungsweise zu groß Geratenen, die Seiltänzer und Eisenbieger, die Clowns und Messerwerfer, Sänger und Jongleure – das ist Billies Familie. Jedoch, mit ihrer Gabe wird sie interessant für einen durchgeknallten SS-General, der davon träumt, das Erbe der nordischen Riesen und Übermenschen anzutreten, ausrechnet mit ihrer Hilfe. Mit ein paar simplen Tricks gelingt es ihr, sich zu befreien, sie flieht und rettet sich und überlebt das sogenannte Dritte Reich, wobei wir bis zum Ende nicht erfahren, ob das Dritte Auge auf ihrer Stirn tatsächlich existiert.
Monika Pelz hat in Artisten, Freaks und Übermenschen die Perspektive derer gewählt, die als Außenseiter das sogenannte Abnorme und Ungezügelte repräsentieren und durch ihr bloßes So-Sein zur Zielscheibe nationalsozialistischer Vernichtungswut werden. Den Wahnsinn finden wir im Kopf des Generals, die Menschlichkeit im Kreis der Ausgegrenzten. Ein spannendes, sehr informatives Buch, und eine Handlung, die zuweilen unter der Fülle der Informationen zusammenzubrechen droht. Trotz alledem: Empfehlenswert.