ARTi - Auf Freundschaft programmiert

Autor*in
Elsässer, Tobias
ISBN
978-3-446-27425-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Christians, Julia
Seitenanzahl
267
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanScience Fiction
Ort
München/Wien
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
17,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jessy bekommt das neueste Androiden-Modell zu ihrem 11. Geburtstag geschenkt. Erst ist sie enttäuscht, doch als sie den Jungen begrüßt, ist sie sehr fasziniert. Und welche Abenteuer sie mit 1, so nennt sie ihn, erlebt, hätte sie sich nicht träumen lassen. Gemeinsam mit Ludwig und Fr. Westic vom Repair-Café verschafft sie ihrem neuen Freund ungeahnte Freiheit und der künstliche Junge wird dadurch mit den Widersprüchen der Menschlichkeit konfrontiert.

Beurteilungstext

Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das immer mehr in unseren Alltag hineinspielt. Daher ist dieser Kinderroman ein gelungener Beitrag zu diesem Thema. Viele Details aus Jessys Lebenswelt sind uns schon gut bekannt, der Staubsaugroboter oder das Smartphone, das mit der Wohnung verbunden ist und schon mal die Heizung oder die Beleuchtung von Ferne bedienen kann ebenso wie der Tracker, mit dem Eltern immer wissen, wo sich ihr Kind aufhält. Jedoch ist die Zeit, die wir in dem Buch erleben, eine Zeit nach dem großen Crash, denn das Internet mit seinen vielen Fantasy-Welten gibt es so nicht mehr. Da all dies so viel Energie verbrauchte, gab es einen Moment, wo nichts mehr funktionierte, so dass nun die digitale Welt nur noch mit gewissen Beschränkungen nutzbar ist. Phantasie und Freiheit sind dort nicht möglich. Doch es gibt einige Menschen, die das hinterfragen, wie die Freundin von Jessys geliebter und schon verstorbener Oma, Fr. Westic. Sie entkoppelt Jessys Androiden von der Kontrolle und hilft immer wieder bei Problemen, die sich schon bald einstellen. Zum Beispiel der Konflikt beim Lügen: „Lügen sind für Maschinen streng verboten. … Eigentlich müsste ich das der Zentrale melden. Aber …“ (S.112) oder die Angst, etwas falsch zu machen. Diese Situationen bringen die Künstliche Intelligenz zum Zweifeln und machen sie dadurch menschlich, dennoch weiß der Androidenjunge, dass er keine Gefühle spürt. Auch dies lässt ihn hadern. Doch zu dritt (mit Fr. Westic und Ludwig, Jessys Lernpartner aus der Schule)versuchen sie die kniffligen Probleme zu lösen und bestehen in der Schlussphase ein aufregendes Abenteuer. Das beginnt in den Kapiteln 19 und 20, als 1 nun seinen Namen ARTi erhält und beschließt dem Papagei der Familie die Freiheit zu geben.
Die 30 Kapitel sind übertitelt und werden jeweils mit einer kleinen Illustration in Grautönen aufgelockert. Schwarz umrandet im Stil naiver Malerei bilden diese wenigen Bilder die Protagonisten (Mensch und/oder KI) sowie Gegenstände aus der Situation ab.
Der Kinderroman ist aus der Perspektive der Hauptperson Jessy geschrieben, dialogreich und für Kinder ab 9/10 Jahre gut zu lesen. Durch die Lektüre kann der Wortschatz erweitert werden, da manches aus der digitalen Welt zur Sprache kommt. Doch immer bleibt die Handlung nachvollziehbar und nah an der kindlichen Lebenswelt. Gekonnt wird anfangs ruhig erzählt und ein Spannungsbogen aufgebaut, der mit einem fulminanten Showdown endet.
Beachtenswert ist, dass der Autor während der Geschichte um eine ungewöhnliche Freundschaft verschiedene Aspekte streift ohne sie zu vertiefen, die unser Leben prägen: Hautfarbe, Geschlechtlichkeit, Bildung, Umwelt und Verkehr. Und mit diesem Ausblick und Zitat möchte ich hier enden: „Wir stiegen in die Bahn, die heute ziemlich leer war. … Bei schönem Wetter nahmen die meisten Leute Hoverboards oder E-Bikes. Es gab ja kaum Autos, sondern vor allem mehrspurige Radwege, mit denen man jeden Winkel erreichen konnte. Bei Dunkelheit leuchteten die Wege.“ (S.198)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ms; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 15.12.2022