Arabboy - Eine Jugend in Deutschland oder das kurze Leben des Rashid A
- Autor*in
- Balci, Güner Yasemin
- ISBN
- 978-3-596-18242-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 286
- Verlag
- FISCHER Schatzinsel
- Gattung
- Krimi
- Ort
- Frankfurt
- Jahr
- 2010
- Lesealter
- 16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 8,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die Journalistin und ehemalige Sozialarbeiterin verarbeitet hier eigene Erfahrungen. Am Beispiel Rashids, Sohn einer libanesisch-palästinensischen Familie, führt sie dem Leser vor Augen, dass es in den Brennpunkten der Großstädte Bereiche gibt, in denen Vorurteile, Gewalt und Hoffnungslosigkeit herrschen und die multikulturelle Gesellschaft nicht angestrebt wird.
Beurteilungstext
Im Vorwort erläutert die Autorin den autobiografischen Bezug der Handlung. Um so verstörender wirkt die darauf folgende, in 22 Kapitel eingeteilte Erzählung über Kindheit, Jugend und tragisches Ende des “Arragboy” Rashid und dessen familiäres und soziales Umfeld.
Das anfänglich nur beobachtende Kind merkt allzubald, dass man zu den scheinbar “Starken” gehören muss, wenn man nicht “Opfer” werden will und “Opfer” sind alle, die sich nicht durchsetzen, die Gefühle zeigen. Für Rashid gehört Gewalt zum normalen Leben. Er erfährt sie zu Hause, im Wohnblock, auf der Straße. So findet er auch Gefallen daran, Macht auszuüben, und entwickelt sich zum gefürchteten Anführer einer Gang. Die Anforderungen der Schule sind ihm zu anstrengend, aber auf der Straße beherrscht er die Szene.
Anerkennung holen sich die Jugendlichen u.a. durch kleine Handy-Videos, die ihre Schandtaten dokumentieren. Besonders brutal gestaltet sich das Verhältnis zum weiblichen Geschlecht. Verachtung, Missbrauch und Vergewaltigung sind die Kehrseite der Medaille der unreflektiert übernommenen Vorstellungen vom Verhältnis Mann-Frau, wie sie in der Familie herrschen. Dabei wird am Fall Rashid dargestellt, dass die Eltern nur wenig Ahnung von dem haben, was die Jugendlichen treiben. Sie führen aus Hilflosigkeit alle auftretenden Zusammenstöße auf den schlechten Einfluss der deutschen Gesellschaft zurück und sind in gewisser Weise auch Opfer der Machtgebaren ihrer Söhne. Respekt genießen die, die es in den Augen der Jungen geschafft haben wie z. B. Aabid, der es vom Flüchtlingskind zum Bordellbesitzer und Schutzgelderpresser gebracht hat.
Bemerkenswert ist das Verhältnis der “Arabboys” zu dem Jugendzentrum und den Bemühungen der Sozialarbeiter, die als Opfer gelten, weil sie sich die Gesetze des Handelns ebenso diktieren lassen wie die meisten Lehrer.
Die geschilderten Zustände sind erschütternd. Sie sollten von Verantwortlichen zur Kenntnis genommen und nicht als Randerscheinungen abgetan werden. Das Buch verdient viele Leser und sollte zur Veränderung der Situation der Jugendlichen beitragen helfen!