Anschlag von rechts
- Autor*in
- Engelmann, Reiner
- ISBN
- 978-3-570-17437-1
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 184
- Verlag
- –
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 14,99 €
- Bewertung
Teaser
Drei junge Erwachsene stehen rechtsradikalen Parolen nicht abgeneigt gegenüber. Eines Nachts werfen sie einen Molotowcocktail in ein Asylantenheim. Nur durch Zufall gibt es keine Toten.
Der Autor recherchierte nach dieser wahren Begebenheit die Hintergründe und die Folgen der Tat und beleuchtet die Lage der Opfer, der Täter sowie die Zeit rund um den Prozess. Viel Stoff zum Nachdenken!
Beurteilungstext
Dem Reden, den Texten in den sozialen Netzwerken, dem Hören von Rechtsrock folgen Taten wie Hakenkreuzschmierereien und das Verteilen von Flugblättern. Die Passanten schütteln den Kopf, gewöhnen sich daran, tun und sagen nichts und verstärken dadurch das Tun, das in einem Brandanschlag endet.
Die Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen mussten, und nun auf Sicherheit hoffen, werden erneut Opfer.
Der Autor lässt die Flüchtlinge zu Wort kommen mit ihren traumatischen Geschichten, die sie in der Heimat und auf der Flucht erlebten und den Hoffnungen auf einen Neustart in Frieden und Sicherheit.
Wie ein Chronist schildert der Autor die Tat, die Gespräche mit den Anwälten und den Prozessverlauf. Die Anklage lautet auf Mordversuch, Versuch der schweren Brandstiftung aus dem Motiv der Fremdenfeindlichkeit und der rechtsradikalen Gesinnung und hebt die besondere Heimtücke der Tat hervor.
Die erzählte Geschichte hat viele Facetten: Die Reaktion der Täter auf ihre Tat, das Offenlegen der rechtsradikalen Gesinnung, die Reaktion der Mütter auf die Straftat, die Rolle der "unbeteiligten" Bürger, die Folgen der Tat für die Opfer, die Anklage. Lesenswert ist auch das, was der Richter in seiner Urteilsbegründung sagt.
Wie und warum werden aus Kindern Rechtsradikale?
Welche Rolle spielen Schule, Elternhaus, Medien, soziale Medien, Alkohol? Wie weit darf Schweigen und Wegschauen gehen? Wie kann Prävention aussehen?
Der Autor beschreibt im "Vorab" seine Recherchearbeit, die von Interviews bis zur Teilnahme am Prozess reicht.
Ergänzt wird das Buch durch ein Nachwort, das Fluchtursachen und die Lage der Flüchtlinge in den Mittelpunkt stellt. Ein ausführliches Glossar zu Codes und Symbolen der Rechtsradikalen und ein Literatur- und Quellenverzeichnis ergänzen das Buch, das auch durch seine Gliederung besticht.
Liest man dieses Buch als Klassenlektüre, so bietet sich zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Sicht auf die Tat das Nachstellen der Gerichtsverhandlung an.
Der Autor ist seit 1969 aktiv bei Amnesty international.
Fazit: Ein absolut lesenswertes Buch mit einer Geschichte, die nicht unberührt lässt und nachhallt!