Annes Baum

Schlagwörter

• Historisches
• Nationalsozialismus

Teaser

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. Der alte Kastanienbaum stellt sich vor, sieht sich selbst am Ende, kurz davor, gefällt zu werden. Da er jedoch schon 150 Jahre alt ist, hat er einiges gesehen und will eine dieser wichtigen Erinnerungen mit dem Leser teilen. Der Kastanienbaum steht in Amsterdam zwischen Keizersgracht und Prinsengracht und er hat das Schicksal der Anne Frank beobachtet.

Beurteilungstext

Das Buch “Annes Baum” erzählt das Schicksal Anne Franks aus Sicht eines Kastanienbaumes, reduziert auf einige prägnante Ereignisse des Zweiten Weltkrieges und in Form eines Bilderbuches. Vom Fenster des Versteckes in der Prinsengracht konnte Anne tatsächlich den mächtigen Kastanienbaum sehen, der für sie einziges Verbindungsglied zur Natur darstellte. Sehr berührend werden aus Sicht des Baumes die geschichtlichen Ereignisse der Zeit aufgezeigt. Teilweise mit Blick auf die Stadt, teilweise mit konkretem Blick auf die Familie. Die Illustrationen von Quarello unterstützen den Text auf eindringliche Weise. Die schwarzweißen Bilder sind nur stellenweise mit Farbe (braun, grün, gelb) versetzt. Diese präzise eingesetzten Farbakzente lassen die Bilder eine deutliche Sprache sprechen. So ist beispielsweise die Familie auf dem Weg in ihr Versteck zusehen, wie sie sich bei Regenwetter in einer Pfütze spiegeln, doch nur die Judensterne sind gelb und heben sich dadurch markant ab. Der Perspektivwechsel zwischen dem Schicksal der Familie und dem Leben des Baumes im Jahreszeitenlauf verweist immer wieder auf Lebenswillen und Hoffnung. Dieser Perspektivwechsel wird wiederum auch in den Bildern aufgegriffen. Das Buch thematisiert noch die Verhaftung und erwähnt nur in zwei kurzen Sätzen, dass Anne Frank im Konzentrationslager an Typhus starb und nur ihr Vater überlebte. Das Buch schließt mit dem Hoffnungsaspekt. Der alte Kastanienbaum, der 2010 einem Sturm zum Opfer fiel, lebt durch einen Ableger weiter.
Das Bilderbuch ist sehr gut geeignet, um Jugendliche auf das Geschehene aufmerksam zu machen und kann als Einstieg in die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus hilfreich sein. Sowohl der Text als auch die Bilder werden Kinder sehr berühren und ansprechen. Die “Lücken”, die die Reduktion des Themas auf die vorhandene Geschichte mit sich brachte, kann die Neugier wecken, diese Lücken selbst zu füllen und sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen.