Annähernd Alex

Autor*in
Benett, Jenn
ISBN
978-3-551-56035-3
Übersetzer*in
Max, Claudia
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
480
Verlag
Carlsen
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Bailey zieht zu ihrem geschieden lebenden Vater an die Westküste, wo auch ihre Online-Bekanntschaft Alex wohnt. Diesen will sie endlich offline treffen. Als sie beim Jobben im Museum den attraktiven Porter kennenlernt, verliert Alex an Bedeutung.

Beurteilungstext

Wenn es Probleme gibt, zieht sich Bailey zurück. Sie will nicht anecken und bezeichnet sich als „Ausweicherin“, oder „artful Dodger“, wobei die Übersetzerin zwischen beiden Bezeichnungen mühevoll alteriert. Auch an anderen Stellen kann die Übersetzung nicht überzeugen. Bailey verwendet Begriffe, die nicht zur jugendlichen Erzählerin passen, wie „huldvoll“ oder „Schlawiner“. Darüber hinaus ist die Sprache oft klischeebeladen und abgenutzt („Wie kann man nur so schön und so sexy sein.“). Bailey hat trotz der vielen Ereignisse auf den 480 Seiten leider auch nicht viel Reflektiertes mitzuteilen, was in Anbetracht der guten Lesbarkeit und vielen liebeswürdigen Personen schade ist.

Mein Hauptkritikpunkt ist jedoch die Vorhersehbarkeit. Nach 62 Seiten war abzusehen, dass Porter und Alex eine Person sind. Die Frage „Was, wenn sich dein Erzfeind und der Junge deiner Träume als ein und dieselbe Person entpuppen?“ auf der Verlagswebsite ist ebenfalls äußerst ungeschickt gewählt. Dabei hatte der Plot durchaus Potential. Die beiden Cineasten Bailey und Alex eröffnen mit ihrer Vorliebe für alte Filme eine Welt, die den meisten Lesern unbekannt sein wird. Dass vor jedem Kapitel belanglose und zufällig wirkende Filmzitate auch von neueren Blockbustern stehen, ist eher kontraproduktiv. Die Bezüge zu Filmen nehmen ebenso ab wie die Anzahl der eingeschobenen Chats mit Alex, was die Geschichte um die erste Liebe und den ersten Sex recht austauschbar werden lässt. Der böse Gegenspieler Porters, ein ehemaliger Surfer, der über verschreibungspflichtige Schmerzmittel den Weg in die Heroinsucht fand, sticht als interessanter Bezugspunkt zu aktuellen Problematiken heraus. In der Tat ist es so, dass 80% der Heroin-Neueinsteiger in den USA auf diese Weise abrutschen, was eine echte Epidemie zur Folge hat.

Wer an solider sommerlicher Wohlfühlliteratur ohne Irritationen oder poetische Schwere interessiert ist, kann dem Buch eine Chance geben.

Marco Magirius

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Diese Rezension wurde verfasst von mma; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 13.02.2018