Angriff aus dem Netz

Autor*in
Falkner, Brian
ISBN
978-3-423-24841-9
Übersetzer*in
Dürr, Karlheinz
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
413
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sam ist ein hochbegabter Hacker und schafft es, in die verschlossensten und geheimsten Netze einzudringen. Das bleibt nicht unbemerkt, er wird vom CIA gefangen und dort wird ihm das Angebot gemacht, für den Geheimdienst CDD zu arbeiten. Aus der Spielerei, die immerhin die halbe Computerwelt lahmlegen konnte, wird schnell Ernst, weil ein unbekannter Angreifer die gesamten USA bedroht. Die Eskalation wird zum Krieg, in letzter Sekunde kann Sam das größte Unheil abwenden.

Beurteilungstext

Vorweg: ich habe keinerlei Ahnung von PC-Spielen, die technischen Details muss ich also einfach glauben. Die Handlung aber ist für mich in allen Bereichen nachvollziehbar - das wird jedem Leser, auch dem unbedarftesten, so gehen.
Dem jungen Helden nimmt man auf Anhieb seinen Spaß am Hacken ab, den Triumph, auch anspruchvollste Barrieren zu überwinden, alle Profis zu düpieren und dennoch verantwortungsbewusst zu reagieren: In seinen größten Coup baut er auch die Umkehrung ein, d.h. nach 24 Stunden kehren alle durch ihn abgestürzten Computer wieder in den normalen Betriebszustand zurück. So ist die Spielerei zwar potentiell bedrohlich, bleibt aber so etwas wie Indianerspiel am Computer. Da werden Jagden beschrieben, Versteckspiele und Fluchten, eine spannende und gleichzeitig auch noch amüsierende Lektüre. Der Technikfantasie sind keine Grenzen gesetzt und der Autor versteht es blendend, den Leser mit auf seine Reise durch die vernetzte Computerwelt zu nehmen.
Bis dann mit einer neuen Erfindung - der ganze Roman spielt in der Zukunft, aber keiner allzu fernen - das Spiel zu bitterem Ernst kippt. Die Erfindung ermöglicht es dem Teilnehmer, mit Hilfe eines Kopfsets ohne Tastatur, nur mit den eigenen Gedanken, seinen Computer zu steuern, zu programmieren. Dadurch wird der Benutzer schneller als ohne Kopfset und in dem folgenden Fall, wo ein Teilnehmer schneller sein will als der andere, ist das ein Ausschlag gebender Vorteil. Im Folgenden nämlich greift der Unheimliche die Programmierer an und strebt (unausgesprochen, aber man kennt das Genre) die Weltherrschaft an. Alle Gegner werden ausgeschaltet, und das ist buchstäblich zu verstehen: Der Kopfsetnutzer kann nicht nur mit seinen Gedanken steuern, sondern das System kann ebenfalls ihn steuern, jeden eigenständigen Gedanken ausschalten.
Dieser Idee liegt die alte US-amerikanische Paranoia der Gehirnwäsche zu Grunde, hier perfektioniert, so dass das angegriffene Gehirn mit weißer Wäsche zu vergleichen ist. So ähnlich müssen sich übrigens die Kalten Krieger das vorgestellt haben, die Gehirne wurden vom Kommunismus weiß gewaschen, umgedreht.
Was jetzt folgt, ist eine abenteuerliche Jagd durch die jüngste US-Geschichte (die für uns Leser noch in der Zukunft liegt), ein Versteckspiel mit dem Feuer - auf Las Vegas ist schon mal eine Atombombe gefallen, die Zone ist Sperrgebiet, also ein herrliches Versteck für Flüchtlinge, nur etwas risikobeladen.
Natürlich gelingt es unserem Helden, den Krieg zu stoppen - das ist eigentlich gar nicht so überraschend; das letzte Szenario ist das der großen Flüchtlingstrecks - irgendwie haben doch ziemlich Viele mitbekommen, dass die Kopfset-Begeisterten alle ein Rad ab haben, gefährlich sind sie allemal.
Am interessantesten aber finde ich die Konstruktion des ominösen Feindes. Die Jungs personalisieren ihn, nennen ihn witzigerweise URSULA, wissen aber genau, dass es diese Ursula als Person gar nicht gibt. Und entdecken langsam, dass es sich überhaupt nicht um eine Person handelt, sondern um ein System. Ein System, das Stanislaw Lem in seinem SOLARIS beschrieben hat, das hier auf die Erde zurückgeholt wird und mit der neuen Erfindung zu tun hat - mehr sei hier nicht verraten.
Falkner verrät es im Grunde schon im Prolog: Während der Leser diesen Prolog liest - so heißt es dort - greift (die nicht genannte) URSULA auf den Computer des Lesers zu, mit Mitteln, die auch heute, 2010, durchaus möglich sind, die Technik ermöglicht das und die Gewohnheiten der PC-User von heute. Alles kann der anonyme Angreifer heraus finden, durchforschen, registrieren und dann den Leser beruhigen, dass er gar nichts damit anfangen will, er “will nur spielen”, nur speichern, für den Fall, dass es einmal nötig sei. Und das könnte uns heute schon funktionieren. Wie es weiter gehen könnte, zeigt der spannende Roman.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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