Andy und Marwa Zwei Kinder im Krieg

Autor*in
TODENHÖFER, Jürgen
ISBN
978-3-570-30543-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
190
Verlag
Gattung
Biografie
Ort
München
Jahr
2009
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Erzählt wird die Geschichte zweier Kinder, die am selben Tag für den Irakkrieg bezahlen. Marwa, ein irakisches Mädchen ,verliert durch eine Splitterbombe ihr Bein und Andy, ein 18 jähriger amerikanischer Junge, wird von einer irakischen Bombe getötet.

Beurteilungstext

Der Irrsinn eines Krieges wird durch diese zwei sehr persönlichen Geschichten offenbar.
Andy war ein fröhlicher, sehr talentierte Junge, voller Optimismus und Lebensfreude. Schon immer reizte ihn hartes Training, aber zum Militär wollte er nicht. In einer Sportillustrierten findet er eine Werbeeinlage der Marines. Die versprechen ein Paar Handschuhe zum Gewichtheben, wenn man bei ihnen eine Informationsbroschüre anfordert.
Dem folgen Werbegespräche und ein Besuch der Marines bei Andy zu Hause. Dann ist er mit 17 Jahren Reservist bei den Marines ohne wirklich dort hin zu wollen. Undeutlich ist ihm klar, dass er im Falle eines Krieges eingezogen werden würde. Aber es sieht ja auf der ganzen Welt nicht nach Krieg aus! Wenig später kommen die Handschuhe, wenig später beginnt das Training, wenig später ist er an der vordersten Front und wird mit gerade 18 Jahren von einer Bombe zerfetzt.
Andy war ein junger Bursche, der zu seinem gegebenen Wort stehen wollte, dessen Seele und Leben wie vom Rattenfänger eingefangen wurden. Er bezahlte mit dem Kostbarsten was er hatte. Überall auf der Welt geschieht das mit jungen Menschen. Ihr Bedürfnis, zu zeigen, dass sie ernst zu nehmen sind, das sie eine Haltung haben, dass sie Verantwortung tragen wollen treibt sie zu Versprechen und Handlungen, deren Folgen sie nicht überschauen können. Wo bleibt die Verantwortung der Erwachsenen, die sehr wohl die Folgen überschauen können? In Andys Fall nutzt der Werbeoffizier seine Fähigkeiten dazu, Kanonenfutter zu rekrutieren. Der Vater ahnt die Folgen, kann jedoch gegen die geschulte Werbekampagne und den Charakter seines Sohnes nicht an. Auch glaubt er an das Verantwortungsbewußtsein der Marines, so junge Menschen nicht an die forderste Front zu schicken, womit er leider falsch liegt. Krieg ist Krieg.
Die andere Seite des Irrsinns wird mit dem Schicksal Marwas beschrieben. Marwa lebt in einem Elendsviertel am Rande von Bagdad. Ihre Familie besitzt nur sich selbst und lebt in einer elenden Hütte mit vielen Geschwistern. Marwa träumt davon, Ärztin zu werden. Täglich läuft sie zur Schule und lernt fleißig. Als die Bombenanschläge auf das World trade Center im Fernsehen übertragen werden, spüren alle im Dorf, dass dieses Ereignis ihr Leben verändern wird.
Marwa verfolgt manchmal die Nachrichten. Sie ist erstaunt und betroffen, was in den Medien über ihr Volk berichtet wird. So sind sie nicht. Das weiß sie. Was geschieht da? Bei Ausbruch des Irak- Krieges hofft ihre Mutter, dass ihre Armut sie schützen würde. In ihrem Dorf gibt es nichts zu zerstören. Der grausame Zufall will es, dass irakische junge Soldaten neben ihrem Dorf ihre Panzer im Stich lassen und davon laufen. Vom amerikanischen Bomber aus sind Panzer Panzer und müssen bombardiert werden. Das Dorf daneben spielt keine Rolle. Dass Marwa und ihre kleine Schwester bei diesem Bombenangriff Opfer werden, hat keine Bedeutung. Krieg ist Krieg!
Eindrucksvoll und sehr sachlich schreibt Jürgen Todenhöfer über das Schicksal dieser beiden Kinder den Krieg hinter den Kulissen. Er berichtet viele Einzelheiten aus ihrem Leben, von Gesprächen mit Angehörigen und mit Marwa. Fotos von Marwa, Andy und ihren Familien ergänzen das Bild. Sie werden vertraut. Sind keine anonymen Opfer. Klar wird, dass beide Kinder nicht begreifen, was geschieht.
Dieses Buch macht Augen auf, macht jungen Menschen deutlich, dass sie benutzt werden, wenn sie nicht aufpassen. Deutlich klagt er die Verantwortlichen an , gleichgültig, verantwortungslos, gewissenlos und durchaus bewußt zu handeln.
Andy und Marwa ist ein ungeschminktes Antikriegsbuch, ein gutes Gegenstück zu den massiv im Fernsehen ausgestrahlten amerikanischen Patrioten- Kriegsfilmen.

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Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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