Anders

Autor*in
Steinhöfel, Andreas
ISBN
978-3-86742-180-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Umfang
Verlag
Gattung
Audio
Ort
Hamburg
Jahr
2014
Alters­empfehlung
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vor einem Jahr, an seinem elften Geburtstag, hatte Felix einen Unfall. Als er nach exakt 263 Tagen aus dem Koma erwacht, nennt er sich „Anders“ und ist das auch.

Beurteilungstext

„Anders“ ist anders. Ganz anders, als man es aus Andreas Steinhöfels Kinderbüchern gewohnt ist. Wie gewohnt gibt mehr oder minder verdeckte Probleme in den Figuren und ihren Beziehungen, aber es fehlt der Witz der Rico-Trilogie oder die Heiterkeit aus „Dirk und ich“. „Anders“ ist ein ernster Roman, der teils mystische Anklänge hat.
Formal gliedert sich „Anders“ in neun Kapitel, die neben der Überschrift noch einen Handlungszeitraum angeben, so dass dem Leser die zeitliche Orientierung erleichtert wird. Dazu kommen noch ein Prolog, der über die Namensfindung des Jungen und den Unfalltag informiert, sowie ein Epilog. Erzählerisch ist „Anders“ komplex gestaltet, denn neben Felix/Anders kommen weitere personale Erzähler hinzu, die teils in inneren Monologen über ihre Situation nachdenken. Für Kinder sind diese Passagen gut ersichtlich, weil sie sich typographisch unterscheiden. Daneben gibt es noch fiktive Polizeiprotokolle und einen Zeitungsartikel sowie einen auktorialen Erzähler, der sich vorwiegend durch kommentierende Einwürfe zu erkennen gibt, z. B. wenn es um Primzahlen im Zusammenhang mit Felix‘ Schicksal geht und wie dessen Vater darauf reagiert hätte. In der Zeitstruktur gibt es mehrfach Rückblenden, die vor allem das Leben der Figuren weiter erläutern.
Der Roman handelt primär von Felix, der sieben Wochen nach dem Erwachen aus dem Koma seinen Eltern mitteilt, dass er von nun an Anders heiße. Seine Mutter Melanie kann sich damit nicht abfinden, während sein Vater André sich daran gewöhnt. Ohnehin ist die Mutterfigur insgesamt negativ gezeichnet, ohne dass damit der Vater von vornherein ein guter Vater ist. Er bleibt einfach entspannter in der Situation, aber hadert mit sich und der Beziehung zu Anders. Melanie steht paradigmatisch für den Typ Mittelstandsfrau und Helikoptermutter, der sich durch Oberflächlichkeit und ein Sich-zu-wichtig-nehmen auszeichnet. Das hat der alte Ingenieur Stack, bei dem Felix vor dem Unfall Nachhilfeunterricht hatte, sofort erkannt und nennt Melanie im Geiste abfällig wegen ihres Kostüms nur „die Fliederfarbene“.
Nach Felix‘ Aufwachen aus dem Koma und seiner Umbenennung wird schnell klar, dass es irgendein dunkles Geheimnis in seiner Vergangenheit geben muss, das sich hinter dem Passwort in seinem Computer verbirgt. Das bleibt aber über längere Zeit im Hintergrund. Vielmehr beeindruckt die Ausgestaltung der Figur Anders, denn Steinhöfel bringt hier etwas Mystisches mit ein, weil Anders die Aura von Menschen sehen kann und diesen auch nennt, welche Farbe sie haben. Damit, so scheint es, kann er auch den Schulrowdy kontrollieren.
Wie bei Steinhöfel üblich, wird zum Ende des Romans alles gut: Anders wird nach einer Initiation wieder Felix und Nisse, der Schulrowdy, der Felix fast umgebracht hätte, zieht mit seinen Eltern fort.
Bei der vorliegenden Hörbuchversion handelt es sich um ungekürzte Autorenlesung auf acht CDs. Dass Steinhöfel selbst seinen Roman liest, ist ambivalent. Zum einen ist es immer schön zu hören, mit welcher Stimme der Autor liest. Zum anderen wünscht man sich an einigen Stellen die pronociertere Aussprache eines Schauspielers, der den Text auf seine Weise interpretiert.
Was dem Hörbuch leider abgeht, ist die äußerst gelungene typographische Umsetzung in der Printversion. Steinhöfel hat sich hier in gelungener Weise unterschiedlicher Schrifttypen bedient und greift sogar bei der Schlüsselstelle der „Rückverwandlung“ auf goldene Schrift zurück.
Alles in allem hat Steinhöfel mit „Anders“ ein außergewöhnliches Kinderbuch vorgelegt, dass besser als All-Age-Literatur zu bezeichnen wäre. Im Übrigen spielt die Handlung in der kleinen Stadt Bergwald an der Lahn, wie schon „Paul Vier und die Schröders“ und manche der Figuren treten am Rande wieder auf.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.04.2015

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