Anatevka

Autor*in
Stein, Joseph
ISBN
978-3-934029-40-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Brosinski, Jenny
Seitenanzahl
Verlag
Kindermann
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
15,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Handlung der Nacherzählung des Musicals Anatevka spielt um 1905 in einem ukrainischen Dorf des zaristischen Russlands. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die jüdische Familie des Milchmanns Tevje mit seiner Frau und den fünf Töchtern im heiratsfähigen Alter. Aus dieser familiären Konstellation, eingebettet in die Judenverfolgung in Russland, ergeben sich mannigfaltige Konflikte, die bis zur Auswanderung der Familie aus Anatevka führen.

Beurteilungstext

Viele erwachsene Leser erinnern sich sicher an die Melodie “Wenn ich einmal reich wär...digge,digge, deidel, didel,dum.”, aber nicht alle werden dabei gleich an das Musical “Anatevka” denken, in dem der Familienvater und Milchmann Tevje diese Weise singt. Und sein Wunsch kommt nicht von ungefähr- aber das erzählt uns Barbara Kindermann alles in der Neuerscheinung des Kindermanns Verlag Berlin. In der Datenbank von ajum.de wurden bereits Nacherzählungen des Verlags aus den Reihen “Weltliteratur für Kinder” und “Poesie für Kinder “ vorgestellt. 2013 beginnt der Verlag nun mit einer neuen Reihe: “ Weltmusicals für Kinder”. Ausgewählt wurde als erstes Musical “Anatevka”, das 1964 am Broadway uraufgeführt und seit her an vielen Bühner der Welt immer wieder mit großen Erfolg inszeniert wurde. Erinnert sei auch an 506 Aufführungen (1971-1988) der Komischen Oper Berlin in der Inszenierung von Walter Felsenstein.
In der Nacherzählung des Textes geht es komisch, nachdenklich, aber auch tragisch zu. Der Milchmann Tevje lebt mit seiner Familie um 1905 in einem jüdischen Dorf in der Ukraine. Er ist nicht reich, aber im Dorf anerkannt. Nicht zuletzt auch wegen seiner fünf Töchter, die er möglichst materiell gut ausgestattet an jüdische Freier verheiraten möchte. Die Heiratsvermittlerin Jente soll ihm dabei behilflich sein. Aber die Töchter leben bereits in einer anderen Welt, in der die Frauen ihr Leben selbstbestimmt auch bei der Partnerwahl in die eigenen Hände nehmen. Zu Tevjes großer Enttäuschung heiratet seine älteste Tochter Zeitel nicht den reichen Fleischer des Ortes, sondern einen armen Schneider, eine andere Tochter verliebt sich in einen revolutionären Studenten, dem sie sogar in die Verbannung nach Sibirien folgt und Tochter Chava heiratet gar einen christlichen Russen. Das alles wird mit Witz und oft hintergründigem Humor erzählt. Richtig tragisch wird es am Ende der Geschichte, als das jüdische Dorf auf Befehl des Zaren evakuiert wird. Mit den beiden nicht verheirateten Töchtern bricht die Familie auf nach Amerika:
“Sprintze, Bielke kommt, es ist so weit, wir müssen gehen.”
Auch in dieser Nacherzählung nimmt Barbara Kindermann die Kinder mit in eine für sie fremde Welt. Kindgemäß in der sprachlichen Gestaltung vermittelt, können sie die Gefühls- und Gedankenwelt der jüdischen Familie um Vater Tevja miterleben , immer begleitet von den humorvollen Bildern der Illustratorin Jenny Bronski.
“Anatevka” ist ein herrliches Buch zum Lesen, Vorlesen und einfach auch zum Anschauen.
In den Anmerkungen erfährt der Leser etwas über die Geschichte dieses Musicals und über die Autorin und Illustratorin des Buches.

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Diese Rezension wurde verfasst von Schl.
Veröffentlicht am 01.01.2010