Ameisen in Adas Bauch

Schlagwörter

• Gefühle
• Kindheit

Teaser

Stefanie Höfler stellt uns Ada vor. Andere sagen von ihr, sie sei ein Mädchen, das ca. 11 cm zu klein für ihr Alter ist, dazu vorsichtig, scheu, aufmerksam, eine große Schwester mit Trost-Tentakeln und eine Bastelkönigin. Sie selbst sagt von sich, sie sei manchmal mit dunkelblauen Wolken gefüllt, jedoch meist eher hellgelb im Kopf. Sie ist neugierig, versteckt sich trotzdem lieber und findet doch alles heraus.

Beurteilungstext

Junge Leserinnen und Leser und vor allem Zuhörerinnen und Zuhörer ab etwa 5 Jahren dürfen mit Ada den Sommer vor der Einschulung erleben. In insgesamt sechs Abschnitten, die nach der Vorstellung ihrer Person – durch andere und sich selbst – in Wetterlagen unterteilt sind, lernen wir durch Ada selbst ihre Gefühlswelt kennen. Die Überschriften der Abschnitte geben uns dabei bereits Hinweise auf Adas Stimmung – von Sonnenschein über aufziehende Wolken und Regen, ja sogar einem heftigen Gewitter bis zu dem Moment, in dem die Sonne wiederkommt. In kurzen Kapiteln, meist ein bis zwei Seiten lang, werden alltägliche Erlebnisse erzählt. Wir erfahren, was Sonnenfleck-Nachmittage sind, was an Mama weich ist, was Ada mit ihrem Huhn Stracciatella erlebt und was sie mit ihrem Bruder Max spielt. Die Erlebnisse werden nicht zusammenhängend erzählt, sondern in kleinen Ausschnitten. Dabei stehen sie aber nicht lose nebeneinander, sondern werden irgendwann auch zusammengeführt. Beispielsweise gibt es immer wieder Kapitel, die im Schwimmbad spielen oder sich um Oma drehen, die nach einem Unfall im Krankenhaus liegt und später wieder gesund wird. Andere werfen existenzielle Fragen auf, zum Beispiel was nach dem Tod passiert, was Seelenwanderung ist oder warum manche Kinder auf der Welt arbeiten müssen. Hierbei steht Adas Gefühlswelt im Mittelpunkt. Es geht um die großen und kleinen Gefühle, die jedes Kind kennt. Die Aufregung vor dem ersten Schultag, die Eifersucht, wenn die beste Freundin mit jemand anderem spielt, die Angst, mit dem Kopf unter Wasser zu tauchen, Wut, Trauer und Liebe. In detailreicher, bildhafter Sprache wird beschrieben, wie sich die Dinge für Ada anfühlen – manchmal wie ein riesiges Stück Schokokuchen, eine Wolke aus Erdbeerduft oder eben die titelgebenden Ameisen in Adas Bauch. Mal summt in ihr drinnen alles vor Glück, mal ist sie knirsch-wütend oder es ist kakaogemütlich. Die Illustrationen von Philip Waechter schmücken jede Seite und bebildern so farbenfroh den Inhalt der Kapitel - mal als Randzeichnung, mal als Comic oder auch als Hintergrund. Sie lenken niemals ab, sondern helfen den Inhalt zu fokussieren. Beides - sowohl die alltäglichen Geschichten als auch die bildhafte Sprache der Autorin - trägt dazu bei, dass alle sich in Ada und ihre Gefühle hineinversetzen können.
Beim (Vor)lesen kommen Erwachsene und Kinder wunderbar in einen Austausch über die eigenen Erlebnisse, Gedanken, Fragen und Gefühle. Das Buch lädt somit zur gemeinsamen Reflexion ein und weckt gegenseitiges Verständnis. Gleichzeitig macht es Mut und zeigt, dass eigene Ängste überwunden werden können, wenn die Zeit dafür reif ist.
Um es mit den Worten meiner sechsjährigen Tochter zu beschreiben: Das Buch ist gut, witzig, spannend und einfach genial.