Amani, das Hirtenmädchen

Autor*in
Carter, Anne Laurel
ISBN
978-3-7026-5824-3
Übersetzer*in
Rapp, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
159
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Amanis größter Wunsch ist es Hirtin zu werden und die Nachfolge ihres Großvaters anzutreten, von dem sie alles über das Hüten einer Schafherde gelernt hat. Sie verzichtet auf Schulunterricht und genießt mit ihren Schafen und ihrer Familie ein freies Leben in Palästina. Doch plötzlich, als die israelischen Siedler kommen, wird aus dem Traum ein Alptraum…

Beurteilungstext

Anne Laurel Carter ist eine kanadische Schriftstellerin, die gerne reist und fremde Kulturen entdeckt. Es war nie ihr Traum Schriftstellerin zu werden, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie Mutter geworden ist. Von da an schrieb sie viele Kinderbücher, Bilderbücher, Jugendbücher aber auch Erwachsenenliteratur. Während eines Aufenthaltes in Palästina, bei dem sie mit Kindern kreatives Schreiben durchführte, kam ihr die Idee zu diesem, meiner Meinung nach sehr gelungenem Buch.
Das Buch erzählt von einem palästinensischen Mädchen namens Amani, die nichts sehnlicher möchte, als die Nachfolgerin ihres geliebten Großvaters Seedo zu werden. Von ihm unterstützt, erlernt sie alles, was man als Hirtin wissen muss und genießt eine freie Kindheit und für sie perfekte Ausbildung zur Hirtin. Dafür verzichtet sie auf Schulunterricht und lernt die grundlegendsten Dinge von ihrem Bruder und ihren Cousinen. Das Leben scheint perfekt bis zu dem Zeitpunkt, an dem die ersten Siedler aus Israel in der Nähe des Dorfes ihre Siedlung bauen. An diesem Punkt des Romans wird man offen und ohne Umschweife in die Siedlungspolitik von Palästina eingeführt und erhält jegliche Details über ein Leben in ständiger Angst. Es wird jedoch nicht nur die palästinensische Seite beleuchtet. Der Charakter des Jungen Jonathan verkörpert die Sicht der Israelis und lässt somit einen objektiven Blick auf das Geschehen zu. Dennoch scheint man als Mädchen mehr die Sicht Amanis zu verstehen und nachvollziehen zu können, was aber auch daran liegt, dass hauptsächlich aus Amanis Perspektive erzählt wird. Dies geschieht durch einen auktorialen Erzähler, der durch häufig auftretende wörtliche Rede unterstützt wird.
Amani und Jonathan freunden sich miteinander an und Amani lernt seinetwegen sogar Englisch in der Schule. Aber auch zusammen sind sie machtlos gegenüber den Siedlern und so kommt es zur totalen Eskalation der Situation im Dorf und alles wird zerstört.
Nebenher werden immer wieder familiäre Probleme aufgezeigt, wie der Tod des Großvaters, die Sehnsucht nach der Mutter, die Sorgen um den Vater und den Onkel. Dies sind aber nur einige Tiefpunkte, die Amani zu durchleben hat. Das Schlimmste jedoch ist die schrumpfende Schafherde, um die sie sich jahrelang liebevoll und verantwortungsbewusst gekümmert hat.
In meinen Augen werden die Probleme eines erwachsenwerdenden Mädchens in Palästina treffend und real dargestellt, was diesen Roman spannend und interessant macht. Man fühlt sich in die Person ein und leidet mir ihr. Neben all den tragischen Momenten, gibt es glücklicherweise auch einige Höhepunkte, die voller Hoffnung auf ein gutes Ende sind.
Ich würde dieses Buch allen Lesern ab 12 Jahren empfehlen, die gerne etwas über andere Kulturen und deren Probleme erfahren möchten. Es ist nicht notwendig Hintergrundwissen über den Konflikt in Palästina und Israel zu haben, da die wichtigsten Informationen im Buch erklärt werden.
Sehr gut gelungen ist das kleine Wörterbuch am Ende des Buches, in dem alle hebräischen und arabischen Begriffe ins Deutsche übersetzt und teilweise näher erklärt werden. Durch diese Wörter im Text erscheint das Buch sehr real und glaubwürdig.
Den einzigen Kritikpunkt sehe ich in der Gestaltung des Covers des Buches. Dort ist ein Hirtenstab abgebildet, auf dem der Titel in bunten Farben steht. Gegriffen wird dieser Stock von einer Kinderhand und im Hintergrund befindet sich Schaffell. Diese Illustration lässt eher ein Kinderbuch über Tiere vermuten als einen Jugendroman mit einem politischen Hintergrund.
Alles in allem ist es ein sehr gelungener Jugendroman, der ein interessantes und problematisches Thema aufarbeitet und somit die Jugendlichen motiviert einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen und in andere Kulturen einzutauchen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von jugau.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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