Am 4. Advent morgens um vier

Autor*in
Kordon, Klaus
ISBN
978-3-407-82029-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schäfer, Jasmin
Seitenanzahl
54
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2013
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Was braucht man eigentlich zum Glücklichsein? Klaus Kordon versteckt in seiner warmherzig erzählten Geschichte eine klare, aber nicht belehrende Botschaft, die zum Nachdenken anregt. Nicht Geld allein verhilft zum Glück. Sondern einzig der Wunsch, anderen zu helfen und damit sein eigenes Glück mit ihnen teilen zu wollen, kann dieses auf Dauer halten. Unterstützt wird das Weihnachtsmärchen durch die liebevoll illustrierten Bildern von Jasmin Schäfer.

Beurteilungstext

Bereits 1990 veröffentlicht Klaus Kordon, erstmals mit den Illustrationen von Julian Jusim, die Geschichte um den kleinen Jungen Andreas, dessen Familie sehr arm ist und der nun aber beschließt, daran etwas ändern zu wollen. Er wünscht sich mehr Glück. Aber an wen soll er seinen Wunsch richten?
In neuer Aufmachung schmücken in der hier vorliegenden 2. Auflage die Bilder von Jasmin Schäfer dieses bezaubernde Weihnachtsmärchen, das sowohl die Frage nach dem wahren Glück als auch die Bedeutung des Schenkens in den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt.
""Früher hieß es, Weihnachtswünsche, die man am vierten Advent morgens um vier in den Schnee schreibt, gehen in Erfüllung"", verrät der alte Schäfer Hinnerk dem Jungen. Und so nimmt Andreas all seinen Mut zusammen und schreibt an jenem Morgen ""Mehr Glück"" in den Schnee, sicherheitshalber mit seinem Namen unterschrieben.
Bereits an dieser Stelle kann der Leser dazu aufgefordert werden, seinen persönlichen Wunsch zu benennen, wäre er an der Stelle des kleinen Andreas. Was sind das für Wünsche, die Kinder hier aussprechen? Wie stehen sie im Vergleich zu denen der Hauptfigur? Und wie verändern sie sich während und nach der Buchbetrachtung? Jene Leerstellen schaffen Raum für einen kindgerechten Austausch und regen zum gemeinsamen Nachdenken an.

Voller Spannung verfolgt der Leser, wie Andreas seinen Weihnachtstag verbringt. Wird der Wunsch in Erfüllung gehen? Der Spannungsbogen steigt weiter an, erscheint doch plötzlich ein Fremder im Haus der Familie. Er erklärt, er sei ein wohlhabender Mann, der durch die Botschaft im Schnee daran erinnert wurde, sein Glück doch mit anderen teilen zu können. Und so beschenkt er die Familie mit zwei Geldbeutel. Der dritte jedoch ist nur für Andreas bestimmt. Damit verbunden erhält er einen Auftrag: er soll sich wohl überlegen, was er mit dem Geld anfangen möchte. Gefällt es dem Fremden, so bekommt Andreas im nächsten Jahr einen weiteren Beutel voller Geld geschenkt.
Von nun an wird der Leser mit auf die Suche des Jungen genommen, wofür er das Geld Jahr um Jahr ausgeben soll. Was braucht er wirklich zum Glücklichsein? Wieder erlaubt es der Text, dass der Leser sich selbst diese Frage stellen kann. Wofür würde er so viel Geld ausgeben? An wen sind diese Geschenke gerichtet: nur an sich selbst oder auch an andere? Und so schafft Klaus Kordon sicher Erstaunen, wenn der Leser erfährt, dass Andreas nach und nach nicht nur Land für seine Familie, sondern auch alle weiteren Besitztümer kauft, die es der Familie ermöglichen, von nun an glücklich zu leben.
""Das ist ein Anfang, aber noch nicht genug"", antwortet der Fremde jedoch jedes Jahr auf neue. Und auch der Leser spürt, dass Andreas, der mittlerweile erwachsen geworden ist, sein echtes Glück, welches er sich anfangs sehnlichst gewünscht hat, noch nicht erreicht hat.
Die wiederkehrenden Textbausteine erweitern den Spannungsbogen und schaffen immer wieder Freiräume, den Leser auf die Suche nach dem richtigen Wunsch von Andreas mitzunehmen.
Eine stimmungsvolle Unterstützung bieten hierbei die Illustrationen von Jasmin Schäfer. Warme Rot- und Grüntöne, im Einklang mit der fast nostalgisch anmutenden Winterlandschaft, sorgen für die nötige Ruhe sowie für ein gelungenes Zusammenspiel zwischen Text und Bild, das der Leser braucht, um sich voll und ganz auf die Geschichte einlassen zu können. Die Künstlerin setzt dabei gekonnt wirkungsvolle Akzente: Perspektiven werden verschoben oder Größenverhältnisse leicht verzerrt. Dabei schafft sie es, keine Verfremdung entstehen zu lassen, sondern die Natürlichkeit der Charakteren zu untermalen.
Schließlich ist es die Erinnerung an die allererste Begegnung mit dem Fremden, ausgelöst durch ein kleines Mädchen, das sich, wie Andreas Jahre zuvor, selbst ""Mehr Glück"" wünscht, die Andreas zur Erkenntnis verhilft. Nicht Reichtum und Wohlstand allein machen wirklich glücklich, sondern die Güte, all jenes mit anderen teilen zu wollen. Anstatt reich, aber allein zu sein, liegt das ""wahre Glück"" im Geben und damit im Teilen seines persönlichen Glücks.
Klaus Kordon gelingt es, auch ohne moralisierenden Zeigefinger den Sinn des Schenkens neu zu hinterfragen. Eine Thematik, die sich besonders zur hektischen Weihnachtszeit treffend aufgreifen lässt. Der jüngere Leser braucht beim ""Entschlüsseln"" der Botschaft vielleicht noch die Hilfe seines erwachsenen Vorlesers. Doch tut dies der Wirkung der Geschichte keinen Abbruch, wird doch auf diesem Wege auch dem erwachsenen Begleiter die Frage nach dem wahren Glück und dem Sinn von Geben und Nehmen neu gestellt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SI.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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