Als könnt ich fliegen

Schlagwörter

• Behinderung

Teaser

"Als könnt' ich fliegen" fühlt sich Tobias, der sich in Milena verliebt hat. Auch dem Mädchen geht es so. Doch die Gehbehinderung Milenas und die Reaktion der Umwelt führen dazu, dass ihre frische Beziehung auf eine harte Probe gestellt wird.

Beurteilungstext

Tobias macht erste Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht. Um seine erfahrene Kurzzeitfreundin Nadine beneiden ihn viele andere Jungen. Doch in Tobias selbst sieht es anders aus: Er fürchtet sich vor dem nächsten Schritt, dem Vertrauter werden mit Nadine, denn einiges scheint an der "Beziehung" nicht zu stimmen.
In dieser sensiblen Phase trifft er Milena und verliebt sich sofort heftig in sie. Was er erst später mitbekommt: Sie hat eine starke Gehbehinderung, die auf eine Spastik eines Beines zurückzuführen ist. Doch das hindert ihn nicht daran, Milena erobern zu wollen. Die jedoch registriert seine Versuche zunächst mit großem Argwohn, denn ihre bisherigen Erfahrungen mit wohlmeinenden Zeitgenossen lassen sie nur äußerst vorsichtig auf neue Menschen reagieren. Doch trotz aller Widerstände gelingt Tobias das Unglaubliche: Sie werden ein Paar.
Nahezu gleichzeitig geschieht in seinem Leben eine andere Wende: Da sich sein Vater, mit dem er bisher allein gelebt hat, für das Zusammenleben mit einer neuen Frau entschließt, bekommt Tobias eine gleichaltrige "Schwester", die zukünftig mit in der Wohnung leben wird. Die Antipathie ist beidseitig, es entbrennt eine Art Kampf um den besten Platz in der Familie. Darüber hinaus wird Tobias Opfer eine Intrige, die sich gegen ihn und Milena richtet mit dem Ziel, sie auseinander zu bringen. Nur als dieses Vorhaben fast gelingt, kommt Ordnung in Tobias Leben: Er sieht seine neue "Schwester" mit anderen Augen und lernt, Machenschaften falscher Freunde besser einzuschätzen. Milena erkennt, dass Tobias Empfindungen für sie echt sind und sie wagt es, den gefährlichen Schritt in eine zwischenmenschliche Beziehung zu gehen.

Bewertung:
"Eine normale Liebesgeschichte mit Hindernissen" - so könnte dies Buch überschrieben sein. Tatsächlich ist es jedoch keine "normale" Liebesgeschichte, weil letztlich keine Liebesgeschichte "normal" ist. Und tatsächlich hat es der Ich -Erzähler Tobias in dieser Geschichte auch nicht mit den üblichen Hindernissen zu tun, die sich einem in den Weg stellen, der auf Eroberungskurs ist. Die Behinderung Milenas ist schon ein extrem großer Brocken, der erstmal überwunden werden will. Vor allem dann, wenn das Mädchen selbst sensibel und die Umwelt recht unsensibel ist. Eifersucht, Intrigen und andere menschliche Abgründen tun sich dem unerfahrenen Jungen auf.
Durch diese Besonderheiten wird das Lesen dieses Buches zu einem kurzweiligen Vergnügen. Bis sich die Intrige auflöst und die beiden Hauptakteure sich endlich (erneut) in die Arme fallen können, vergehen viele spannende Leseminuten.
Die Lage der Situation aus der Sicht Milenas bekommt der Leser in Form von Tagebucheintragungen geschildert. Darin äußert sich Milena über ihre Gefühle. Doch richtig nah, so wie man es beispielsweise Tobias ist, kommt man Milena durch diesen stilistischen Kniff trotzdem nicht, denn selbst in diesen - ja eigentlich sehr intimen - Einblicken, scheint sie sich selbst zu gängeln, zu prüfen, ist übervorsichtig, als fürchte sie, jemand könne diese Einträge lesen (was ja auch stimmt!).
Das Buch ist also eher eines, das die Jungensicht einer Liebesgeschichte darlegt. Dies macht es aber überzeugend und unterhaltsam auf 155 Seiten.