Als ich ein Kind war so wie du

Autor*in
Grossmann-Hensel, Katharina
ISBN
978-3-219-11734-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Grossmann-Hensel, Katharina
Seitenanzahl
24
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Wien
Jahr
2018
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Waren alle Erwachsenen einmal ein Kind? Und was war zur Zeit ihrer Kindheit anders als zur Zeit der heutigen Kinder? Oder war vielleicht gar nicht alles anders? Diese Fragen sind Hauptbestandteil des wundervollen Bilderbuchs "Als ich ein Kind war so wie du". Mit kindgerechtem Text und eindrucksvollen, farbenfrohen Bildern schafft es Katharina Grossmann-Hensel, ein kleines Mädchen in auffallend rotem Kleid auf die Suche nach der Wahrheit über Kindheit zu schicken.

Beurteilungstext

Als ich ein Kind war. Dieser Satz bildet fast auf jeder Seite des gleichnamigen Bilderbuchs, geschrieben und illustriert von Katharina Grossmann- Hensel, den Einstieg. Das Buch ist 2018 im Annette Betz in der Ueberreuter Verlag erschienen und erzählt von einem kleinen Mädchen in knallrotem Kleid, das sich auf die Suche nach der Wahrheit über Kindheit macht.
Auf 24 Seiten lässt sich die kleine Protagonistin von Erwachsenen erzählen, wie es in ihrer Kindheit war. Schnell fällt auf: Erwachsene erzählen gerne und viel von früher: So erfährt man, dass Papa lieber Baggermatschpastete und Sandkuchen statt Stinkekäse und Oliven aß und Pierre, der keinen Papa hatte, eine Maschine baute, mit der er zu den Sternen fliegen wollte, dies aber nie tat. Tante Käthe hatte viel Zeit, dafür aber keinen Fernseher, kein Handy und keinen Computer. Der Großvater bekam öfter einen Klaps von seinem Vater und die Mama konnte die Sprache der Tiere verstehen. Aber welche der vielen Geschichten kann man wirklich glauben? Und kann es sein, dass die Erinnerung der Erwachsenen vielleicht nicht ganz die Wahrheit widergibt?
Die Magie des Werkes liegt vielmehr auf der Umsetzung als auf der Handlung. Dies wird bereits auf der Vorsatzseite deutlich: Bevor die eigentliche Handlung beginnt, gibt die kindlich dargestellte und persönlich wirkende Vorsatzseite bereits eine Vorausschau auf das, was den Rezipienten im Folgenden erwartet: Schlagwörter, mit Bleistift und in Schreibschrift geschrieben, und dazu passende Buntstiftzeichnungen machen neugierig auf das Kommende.
Die verbale Dimension ist kindgerecht und verständlich geschrieben und bietet, durch die eingesetzte direkte Rede, im Rahmen einer Vorlesesituation viel Raum für Kreativität. Wortspiele wie: „Früher mochte ich keinen Kohl. Keinen Grün-kohl, Rot-kohl Rosen- kohl… Keine Kohla?“ bringen einen besonderen Humor hervor, der kindliche und erwachsene Rezipienten gleichermaßen amüsiert. Die Situation, in der erklärt wird, dass Pierre keinen Vater hat, wird liebevoll und kindgerecht behandelt und gibt auch einem so sensiblen Thema einen Platz in diesem Buch, ohne ihm eine unnötige Gewichtung zu verleihen.
Die bildliche Dimension im vorliegenden Bilderbuch ist symmetrisch zur verbalen Dimension: Bilder und Text ergänzen sich gegenseitig und bilden eine besondere Einheit. Das kleine Mädchen in auffallend rotem Kleid ist auf jeder Seite im Fokus und leitet den Rezipienten durch die Geschichte. Bei den Zeichnungen handelt es sich um bunte, ausdruckstarke Buntstiftzeichnungen, für die sich die Illustratorin an den Komplementärfarben bedient. Der geschriebene Text wird überwiegend im Weißraum abgebildet. Nur selten taucht Text in einer Zeichnung oder umgekehrt auf. Dafür tragen Text und Bild auf einer Doppelseite immer denselben Inhalt. Diese Tatsache vermittelt ein Gleichgewicht zwischen Text und Bild und die damit verbundene Gleichwertigkeit. Besonders auffällig ist der Größenunterschied zwischen dargestellten Kindern und Erwachsenen: Die kleine Protagonistin wirkt zwischen den wirklich groß gezeichneten Erwachsenen sehr klein. Das zentrale Thema des Bilderbuchs wird hier auf Bildebene noch einmal sehr deutlich. Besonders schön ist auch die Idee der letzten Seite: Hier kann das rezipierende Kind selber zeichnen, was es über die Kindheit ihm bekannter Erwachsener denkt oder welche Gedanken es über sich selber als erwachsene Person hat.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Als ich ein Kind war so wie du ein wundervolles Bilderbuch ist, in dem sowohl Text als auch Illustrationen, vor allem als Einheit, gänzlich überzeugen und die Themen Kindheit, Wahrnehmung und Wahrheit auf liebe- und humorvolle Art und Weise behandelt werden.

(Verfasserin: Natascha Bökenschmidt)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von schr33; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 22.07.2018

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