Als die Namen verloren gingen

Autor*in
Walczyk, Jana
ISBN
978-3-942795-53-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Katzenberger, Andrea
Seitenanzahl
40
Verlag
Kunstanstifter
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Mannheim
Jahr
2018
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Wenn das Leben schwierige Zeiten mit sich bringt, scheint der Rückzug in sich selbst manchmal der einzige Weg zu sein, mit all den Problemen umgehen zu können. Mit der Geschichte um den Jungen Jakob erzählen Jana Walczyk und Andrea Katzenberger auf feinfühlige Art und Weise, wie es gelingt, wieder aus dieser Welt der Abschottung herauszufinden.

Beurteilungstext

Hineingeboren in ein liebevolles Elternhaus wächst Jakob in einem unbeschwerten, glücklichen Umfeld geborgen auf. Mit der Zeit ändern sich die Stimmung und der Umgang der Familienmitglieder miteinander. Die Eltern beginnen, weniger achtsam aufeinander zuzugehen und zu streiten. Aus den einst vergebenen Kosenamen werden zunächst Schimpfwörter. Schließlich weicht den Beleidigungen eine kalte, unerträgliche Stille. Der Junge rettet sich, indem er mit einem selbst gebauten Schaffel, ein Flugobjekt-Rettungsboot, ferne Länder, fremde Planeten und Fantasiewelten bereist. Geschützt hinter seinem Panzerglas muss er sich vor nichts fürchten. Bald jedoch spürt er, dass ihm auf dieser Flucht in seine Fantasiewelt ein Stück seiner Identität verloren geht. Auf einer Reise in die Unterwasserwelt trifft er auf ein Mädchen, welches mit demselben Problem hadert. Bewusst, dass den Kindern etwas fehlt, wird ihnen, als sie sich nicht mehr an ihre eigenen Namen erinnern können. Der innere Konflikt Beider spitzt sich zu und mündet im Ausdruck der tiefen Emotionen. Das Schaffelpanzerglas, die Schutzmauer des Mädchens, bricht durch ihre Wut, Jakobs durch Trauer um das einstige Zuhause. Dies führt schließlich dazu, dass sich beide an ihre Namen erinnern und in die reale Welt zurückkehren können. Jenes heilsame Erlebnis ermöglicht allen Figuren der Geschichte – auch Mutter und Vater– eine erneute positive, liebevolle Begegnung in dem am Elternhaus grenzenden Garten.
Für Kinder gut nachvollziehbar dürfte die Darstellung der Situationen, welche der Protagonist durchlebt, sein: der Kontrast zwischen glücklichem Familienleben, die Veränderung des Umgangs miteinander, bis hin zu Streitereien, Missgunst und folgender Sprachlosigkeit. Dem jungen Rezipienten wird mithin verständlich, weshalb sich Jakob zurückzieht und in seine Fantasiewelt flüchtet. Auf sprachlicher Ebene wird der anfängliche Überschwang an Kosenamen von einer Unmenge an Schimpfwörtern abgelöst. Überproportional groß dargestellte Tiere auf der Bildebene verdeutlichen die zunehmende Ohnmacht des Kindes. Die sich verändernde Farbigkeit unterstreicht zudem die Stimmung, welche in der Familie herrscht: Warme Farben weichen tristen Grautönen und kalt wirkenden Farben. Erst in Jakobs Visionen gewinnt die Lebendigkeit wieder Raum. Dort begegnen sich zwei Figuren, welche auf der Suche nach ihren Namen sind. Der eigene Name könnte hierbei für die Identität und Zugehörigkeit stehen, derer sich der Junge und das Mädchen aufgrund der Familiensituationen nicht mehr sicher sind. Somit stellt die Suche ein zentrales Motiv dieser Geschichte dar. Der Raum der Tiefsee verbildlicht, in welcher Intensität die Kinder Dingen auf den Grund gehen müssen. Die Begegnung zeigt, dass beiden Figuren die Erfahrung ermöglicht wird, Spiegel für das Gegenüber zu sein, sich einem anderen Menschen anzuvertrauen und zu öffnen. Die Kinder werden sich ihrer eigenen Gefühle bewusst und besinnen sich somit auf ihren Ursprung zurück. Einen positiven Ausklang findet die Erzählung im Wiederfinden des eigenen Namens und zu guter Letzt sogar im Gebrauch des Kosenamens aus vergangenen sorglosen Tagen. Die letzte Szene verweist auf eine Familienzusammenführung. Jene Doppelseite wird vor allem von Grüntönen – welche für Leben, Erneuerung, Wachstum und Hoffnung stehen – dominiert.
Dieses Werk regt junge wie auch erwachsene Rezipienten dazu an, auf sprachlicher und bildlicher Ebene auf Entdeckungsreise zu gehen– auch darüber hinaus: tief in sich selbst.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Stef; Landesstelle: Sachsen.
Veröffentlicht am 19.09.2018

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