Als der Krieg nach Rondo kam

Schlagwörter

• Krieg
• Politik

Teaser

In Rondo hat man Zeit und Muße für die Kunst. In seinem Gewächshaus singen die Blumen und Mozarts Rondo ist der Höhepunkt einer Konzertreihe. Doch dann kommt der Krieg und zerstört Kultur, Musik, Blumen und Muße. Nur das beherzte Eintreten der drei Fabelwesen Danko, Fabian und Sirka rettet die Stadt. Doch die Verletzungen bleiben.

Beurteilungstext

Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw, beide 1984 geboren, leben und arbeiten in Lwiw. Ihre Bücher sind international erfolgreich, sie sind in 22 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Bologna Ragazzi Award 2018. 2022 wurde ihr Sachbuch „Sehen“ für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 nominiert. „Als der Krieg nach Rondo kam“ wurde unter „Die besten Sieben“ vom Deutschlandfunk ausgewählt. Dieses Bilderbuch entstand schon 2014 nach der Invasion der Krim, um mit Kindern über den Krieg zu sprechen. Nun, mit dem Beginn des Krieges in der ganzen Ukraine, ist es auch in deutscher Sprache erschienen. Die Stadt Rondo ist bekannt für ihre singenden Blumen, die in einem Gewächshaus gezüchtet werden. Dort leben die Freunde Danko, Fabian und Sirka. Alle drei bestehen aus zerbrechlichen Materialien: Danko aus Glas, Fabian aus Luftballons und Zirka aus Papier. Eines Tages kommt ein Krieg und überzieht die Stadt und auch das Gewächshaus mit einer tiefen Finsternis. Die drei Freunde merken, dass der Krieg Angst vor dem Licht hat und sie bauen eine Maschine, mit der sie Licht herstellen können – mit Hilfe ihrer eigenen Muskelkraft. Der Krieg zieht sich zurück. Doch es ist nicht wieder so wie vor dem Krieg. Es wachsen nur noch rote Blumen und jeder der drei Freunde hat Narben von den Verletzungen. „Die Bewohner waren nicht mehr dieselben. Jeder hatte traurige Erinnerungen an die Zeit, als der Krieg nach Rondo kam und die Stadt für immer veränderte.“(o.S.) Dieser Schluss macht für mich das Buch so anrührend: Wer mit Kindern vom Krieg spricht, darf ihnen nichts vormachen. Es wird nicht mehr so sein wie vorher. Auch die beste Solidarität aller Menschen wird den Krieg nicht rückgängig machen. Und doch vermittelt das Buch Hoffnung, gerade weil es zeigt, wie verletzlich der Frieden ist. Die beiden IllustratorInnen, die jetzt den Krieg in ihrer eigenen Stadt Lwiw miterleben, sagen dazu: „Kunst spielt in diesem Krieg eine sehr wichtige Rolle. Sie hält die Momente und die Emotionen fest, denn manchmal reichen Worte einfach nicht aus, um sich auszudrücken. Außerdem „übersetzt“ Kunst all die Bedeutungen und Gefühle in Bilder, die Menschen ganz intuitiv verstehen können, egal welche Sprache sie sprechen. Bilder sind universell und vielfältig, sie vermitteln ein tiefes Verständnis von Geschichte.“ (https://www.gerstenberg-verlag.de/blog/allgemein/interview-mit-romana-romanyschyn-und-andrij-lessiw/) Das Buch besticht durch seine klare Botschaft, aber auch durch seine Ästhetik: Es beginnt mit zarten Farben, um das friedliche Leben zu zeigen. Dann werden die Farben dunkler, bis es fast nur noch das Schwarz gibt. Alles verrutscht, sogar die Schrift. Dann kommen die Farben wieder zurück, wobei statt der Vielfalt der Blumen nur noch die Mohnblumen übriggeblieben sind.
Dieses Buch gehört in jedes Klassenzimmer – von der ersten bis zur letzten Klasse. Und zwar auf Deutsch und auf Ukrainisch, um mit den geflüchteten KlassenkameradInnen darüber kommunizieren zu können.