Alles worum es geht

Autor*in
Teller, Janne
ISBN
978-3-446-24317-0
Übersetzer*in
Kollmann, BirgittEngeler, Sigrid C.
Ori. Sprache
Dänisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
Hanser
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Sammlung von Kurzgeschichten, die von jungen Menschen erzählen, in denen sie Gewalt als Täter, Opfer oder Zeuge ausüben oder erleben
Janne Teller verurteilt nicht, predigt keine Moral oder will gar belehren. Gut und Böse lassen sich in den Erzählungen nirgends festlegen. Ihre Themen sind Ausgrenzung, Integration, Behinderung, Rache, Mord, Gewalt und Irrtümer in den Träumen.

Beurteilungstext

Im neuen Buch von Janne Teller ""Alles worum es geht"" ist Gewalt das verbindende Merkmal. Acht Kurzgeschichten voller Unheil, Angst, Härte und Rache. Die Gewalt als Zentrum des Seins? So deutet die Autorin selbst ihre Zusammenstellung im Nachwort.
Ist Gewalt aufzuhalten? Wie schützen wir unsere Kinder vor der Gewalttat, in der sie Opfer und Täter gleichermaßen sind? Kann Mord und Gewalt aus Kinderhand als etwas Unaufhaltsames gelten? Sind Kinder für ihre Gewaltverbrechen verantwortlich? Ist Einsamkeit, Behinderung und Armut als Grund hinreichend akzeptabel? Diese Fragen drängen sich nach der Lektüre geradezu auf.
Janne Teller beschreibt objektiv, wie Gärten verwüstet, Menschen zusammengeschlagen, getötet werden. Es ist nie zu erkennen, wem ihre Sympathie gehört, den Tätern oder den Opfern. Vor allem, weil Täter und Opfer meist eine Person sind. Sie wirft Fragen auf, benennt gesellschaftliche Probleme ohne Antworten oder Lösungen anzubieten.
In nüchternem und distanziertem Ton erzählt sie ehrlich und schonungslos von der Einsamkeit, von Wut und Rache, von fehlender Zuwendung und Zugehörigkeit. Es sind Bestandsaufnahmen, die in ihrer reduzierten Form Betroffenheit beim Leser bewirken.
In ""Warum"" erfährt der Leser erst allmählich, worum es überhaupt geht. Ein Verstehen, warum die Figur jemanden so extrem brutal zusammengeschlagen hat, gibt es auch am Schluss nicht. Die Dialogform imaginiert im Leser ein stummes Danebenstehen.
Der Aufbau der Kurzgeschichten variiert, verschiedene Erzählformen wechseln sich ab, Form und Inhalt finden dabei eine interessante Symbiose.
In ""Bis der Tod uns scheidet"" tötet ein Junge den Ladenbesitzer, Hieronymus und ein kleines Mädchen. Dabei wollte er eigentlich für seinen Bruder zum Geburtstag Mehl und Margarine kaufen. Sieben Jahre später wird er für die grausamen Morde hingerichtet und fragt sich ernsthaft, worin der Unterschied zwischen seinen Morden und dem Tun des Staates besteht. Im Leser bleibt diese Frage haften. Die Typographie lässt in diesem Text einige Zeilen zwischen den Sätzen leer, so bleibt dem Leser ein Moment des Atemholens. Das ist auch nötig, zu dramatisch spitzt sich etwas zu, was man kaum ertragen kann. Janne Teller braucht hierfür elf Seiten, die an Intensität und Glaubwürdigkeit kaum zu überbieten sind.
Im Schlusswort beschreibt die Autorin ihre Intention für die Zusammenstellung dieser Kurzgeschichten.
Ein Buch, das für Diskussionen sorgen wird, weil es in seiner prosaischen Grausamkeit provoziert.
Die Geschichten fordern den Leser ab 15 Jahren zum Nachdenken heraus. Aber nicht jeder Leser oder Leserin mag oder kann das aushalten.
Im Unterricht sollte man eine einzelne Geschichte anbieten, um sich damit in Ruhe auseinanderzusetzen. In jedem Fall eine bedeutsame Sammlung von Kurzgeschichten, die mit Besonnenheit an die Leser gebracht werden muss.
""Alles ist so etwas wie ein endloser See der universellen Menschheit. In diesem See liegt eine Wahrheit, die uns alle angeht, über alle Zeiten hinweg, und die sich dem aufdringlichen, flimmernden Spiegelbild der immer präsenteren inszenierten Realität entzieht."" (S.141)

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Han.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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