Alles rosa

Schlagwörter

• Außenseiter
• Diversität
• Gender/Geschlecht

Teaser

Eine amüsante Parodie auf gesellschaftliche Geschlechterbilder, illustriert in Filzstift- und Buntstift-Technik.

Beurteilungstext

Irgendetwas stimmt nicht mit David. Er will lieber mit Autos als mit Puppen spielen, mag blau mehr als rosa und will Feuerwehrmann werden statt Prinz. Er macht gern Mathe, will lieber draußen toben als zu malen und borgt sich heimlich die Basecaps und Hosen seiner Mutter aus. Weiß er denn nicht, was sich für einen Jungen gehört? Nicht, dass er gar noch „anders gepolt“ ist? Was stimmt nur nicht mit diesem Jungen?
Die kleinformatige kurze Geschichte führt durch eine Umkehrung der gesellschaftlich dominierenden Geschlechterstereotype deren Absurdität deutlich vor Augen. Chronologisch geordnet gibt David als Ich-Erzähler seine Erfahrungen von der Geburt bis zum Grundschulalter in verschiedenen Kontexten (z.B. Familie, Kindergarten, Schule, Einkaufszentrum) wieder. Der Text ist dabei durch viel Ironie gekennzeichnet. Auch Repetition macht einen Teil der belustigenden Wirkung aus, indem wiederholt vom Bildrand her Sprechblasen ragen, in denen immerzu gefragt wird: „Was stimmt denn nicht mit diesem Jungen?“. Die Illustrationen sind größtenteils mit Filzstiften, an einigen Stellen auch mit Buntstiften gestaltet und bestechen unter anderem durch die sehr ausdrucksstarke Mimik der dargestellten Figuren. Auf Bildebene finden über den Text hinaus Anspielungen auf das „Happy Meal“ von McDonalds und das Kinder-Überraschungsei von Ferrero statt, das in unterschiedlichen Ausgaben für Jungen und Mädchen daherkommt. Davids Mutter sagt dazu, es wäre doch gut, dass es spezielle Süßigkeiten für Jungen gibt – „[f]ür die Gleichberechtigung.“ David hingegen meint: „Es sind doch nur Farben, oder?“
Für Erwachsene ist das Bilderbuch zweifelsohne sehr amüsant und kann als Anregung dienen, eigene geschlechtsbezogene Vorurteile bewusst zu machen und in Frage zu stellen. Der Verlag empfiehlt das Buch schon für Kinder ab 6 Jahren – hier sollte jedoch die jeweils individuelle Entwicklung des Ironieverständnisses berücksichtigt und gegebenenfalls auf einen zu frühen Einsatz des Buches verzichtet werden. Zudem stellt sich die Frage, ob manche der aufgegriffenen Geschlechterklischees nicht schon so weit abgebaut sind, dass das Buch sie für Kinder eher hervorbringt oder verstärkt statt ihnen entgegenzuwirken, beispielsweise bei der Annahme, Mädchen seien schlechter in Mathematik als Jungen. Diese Entscheidung kann sicher nur individuell getroffen werden. Sehr gut denkbar ist der Einsatz in Gruppen dann, wenn unter den Kindern bereits Diskussionen darüber aufkommen, welche Spiele, Farben, Kleidungsstücke etc. nur etwas für Mädchen oder nur etwas für Jungen seien. In diesem Fall scheint das Buch gut geeignet, mit Witz aufzuzeigen, wie unbegründet diese Unterteilungen sind.
Dem Autor und Illustrator Maurizio Onano gelingt es mit diesem Buch hervorragend, ein wichtiges gesellschaftliches Thema mit Humor aufzugreifen und auf amüsante Weise zu unterwandern. Unter Berücksichtigung der genannten Aspekte kann es für die schulische Thematisierung von Geschlechterklischees ausdrücklich empfohlen werden.