Alles Arbeit oder was?!

Autor*in
Scheier, Mieke
ISBN
978-3-407-75499-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Scheier, Mieke
Seitenanzahl
40
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Weinheim
Jahr
2021
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Wenn Erwachsene gestresst zur Arbeit eilen, stellt sich Kindern die Frage, wozu das Ganze eigentlich gut ist. Dieses Buch gibt Antworten und lässt Raum für Diskussionen.

Beurteilungstext

Das großformatige Sachbilderbuch beginnt beim morgendlichen Aufbruch einer Familie mit vier Kindern in die neue Arbeitswoche und zeigt das hektische Treiben auf den Straßen einer Stadt: „Wo wollen all diese Leute hin?“ Mit dieser Frage werden die Leser*innen mit ihren alltäglichen Erfahrungen abgeholt und erhalten einen Einblick in die Komplexität der Arbeitswelt. Anhand verschiedener kindlicher Fragen und Aussagen (Wie sieht Arbeit aus? Was ist ein Arbeitsplatz? Wann wurde Arbeit erfunden? Gibt es für richtig wichtige Arbeit auch richtig viel Geld?), die als Überschrift in Großbuchstaben das Thema jeder Doppelseite benennen, werden verschiedene Aspekte von Erwerbstätigkeit, Bezahlung und Marktwirtschaft auf sehr anschauliche, reduzierte aber nicht weniger anspruchsvolle Weise dargestellt. Durch das gelungene Zusammenspiel aus Bild und Text werden Sachverhalte wie beispielsweise Haus- und Büroarbeit oder der Produktionsweg eines Tisches einfach erläutert. Auch kritische Untertöne finden einen Raum und regen zum Diskutieren und Philosophieren an. So wird unter anderem hinterfragt, welchen Wert Arbeit hat und ob man diesen mit Geld allein aufwiegen kann, wann Arbeit zur psychischen Belastung wird oder ob Kinder überhaupt arbeiten sollten. Auch häufig tabuisierte Themen wie Arbeitslosigkeit und Armut werden als Teil unserer Gesellschaft abgebildet – so findet man schon im Wimmelbild der Stadt am Anfang des Buches einen Obdachlosen schlafend auf der Parkbank ebenso wie eine ältere Dame an der Kasse, die sich fragt, ob sie ihren Einkauf überhaupt bezahlen kann.
Auf der letzten Doppelseite erläutert ein Glossar humorvoll Sprichworte und Begriffe rund um das Thema Arbeit wie zum Beispiel „blau machen“, indem diese wortwörtlich in der Illustration umgesetzt werden.
Besonders ist an diesem Sachbilderbuch, dass es mit sehr wenig Text auskommt, der sich oft als reduzierte Einführung unter dem Thema, als Beschriftung von Gegenständen oder als Sprech- und Gedankenblase zu den Figuren zeigt. Die kurzen Sätze in eingängiger Sprache informieren umfassend und nehmen die jungen Rezipient*innen ernst. Es sind aber vor allem die eindrucksvollen Illustrationen in ihrem abstrahierten, plakativ flächenhaften Stil, die zum Betrachten und Nachdenken einladen. Die reduzierten aber doch realistischen Abbildungen, die als Wimmelbilder, als Vignetten zu verschieden Szenen oder als Schaubilder inszeniert werden, überfordern nicht und schaffen Struktur. Dafür sorgen auch die harmonische Farbgebung in dominanten Blau und Gelb sowie der großzügige Weißraum zwischen den Elementen.
Gezeigt wird eine heterogene Gesellschaft, in der klischeehafte Rollenbilder vermieden werden. So gibt es zwar die Lehrerin aber ebenso den Krankenpfleger. Durch die verschiedenen Angebote können sich Mädchen und Jungen mit verschiedenen Berufen identifizieren. Verschiedene Ethnizitäten und Religionen ebenso wie Menschen mit Beeinträchtigungen werden in den Figuren des Buches erkennbar, ohne dass diese besonders betont oder hervorgehoben werden.
Stets gelingt explizit aber auch implizit vor allem für die erwachsene Leserschaft ein kritischer Blick auf Arbeit. Es werden durch unterschiedliche Figuren verschiedene Meinungen abgebildet, deren Inhalt diskutabel bleibt wie beispielsweise bezogen auf die angemessene Bezahlung. So sagt der Aktienbroker: „Ich mach richtig viel Schotter, aber ich bin auch immer unter Strom!“, während der Friseur anmerkt: „Ich racker von früh bis spät und trotzdem reicht die Kohle kaum!“ Eine Fußballerin spricht zu einem männlichen Kollegen: „Warum sollen meine Tore weniger wert sein als deine?“ Am Ende äußert ein Mann: „Ich verdiene so viel wie alle Leute auf dieser Seite zusammen mal 100 mindestens!“ So werden auch Fragen nach Grundwerten wie Gerechtigkeit laut.
Bei aller Ernsthaftigkeit sorgen humorvolle Details und wiederkehrende Figuren, wie zum Beispiel die Malerin, die das Vorsatzpapier blau streicht, für Lesegenuss. Ein herausragendes Werk mit Witz und Tiefgang.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von jodu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 01.10.2021

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