Allein nach Mazar-e Sharif

Autor*in
Ellis, Deborah
ISBN
978-3-7026-5748-2
Übersetzer*in
Melach, Anna
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
Jungbrunnen
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
13,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Mädchen Parvana ist allein auf dem Weg von Kabul nach Mazar-e-Sharif im Norden von Afghanistan. Ihr Vater ist gestorben, ihr Bruder ebenfalls und sie ist auf der verzweifelten Suche nach der Mutter. Sie irrt durch die karge Landschaft und das verwüstete und verminte Land, während die US-Armee das Land bombardiert. Sie trifft auf den Jungen Asif, der sich ihr anschließt. Sie nehmen in einem verlassen Dorf ein Baby mit und schließlich stößt noch Leila zu ihnen, ein jüngeres Mädchen. Nach einer langen Flucht, immer am Rande von Verhungern und Verdursten finden sie in einem Flüchtlingslager doch noch Parvanas Mutter ...

Beurteilungstext

Dieses Buch ist die Fortsetzung des 2001 erschienenen Jugendbuches “Die Sonne im Gesicht”, das die kanadische Schriftstellerin und Journalistin auf der Basis von Erzählungen von afghanischen Frauen in Flüchtlingslagern in Pakistan geschrieben hatte. Sie erzählte die Geschichte des Mädchens Parvana, das aus einer intellektuellen Familie stammt, die durch den Krieg und den Terror der Taliban auseinandergerissen und zerstört wird. Parvana muss sich als Junge verkleidet durchschlagen und auch noch ertragen, dass ihr Vater nach Gefängnis und Folter stirbt. Auf der Suche nach der Mutter irrt sie nun im Folgeband durch das zerstörte Land. Der bereits seit über 20 Jahren dauernde Krieg hat aus dem einst blühenden Land eine Wüste gemacht. Aber nicht nur die Grundlage der Landwirtschaft ist durch Minen und fehlende Arbeitskräfte zerstört und die Städte sind durch Bomben kaputt, besonders den Seelen der Menschen und insbesondere der Kinder hat dieser Krieg tiefe Wunden zugefügt. Die Autorin lässt den Leser durch die Figuren diesem Schreckensszenario sehr nahe sein. Die Kinder sind so entsetzlich allein mit all den Schrecken und den Gräueln, dass sich einem Bilder der Hölle oder von Dantes Inferno aufdrängen. Hungernd, durstend und dem Wetter ausgesetzt muss Parvana sich irgendwie über Wasser halten. Es ist ein Wunder, dass sie sich und das Leben nicht aufgibt, bis sie endlich im Flüchtlingslager ankommt. Und auch dort geht der Überlebenskampf weiter, denn es mangelt auch hier an der Grundversorgung. Parvana überlebt auch, weil sie Sehnsüchte und Hoffnungen hat ( die sie in imaginären Briefen an ihre Freundin formuliert), die sich auf die Stillung der Grundbedürfnisse des Menschen beziehen - satt werden, es warm haben und den Duft des Lavendels riechen.
Die Autorin will mit ihren Büchern aufrütteln und berühren, was ihr auch gelingt. Deutlich formuliert sie auch in ihrer Widmung und der Gestaltung der Geschichte eine Anklage gegen den Krieg, der Kinder in solche Situationen zwingt, denen sie keinesfalls gewachsen sein können.
Kritisch anmerken muss man allerdings, dass es die Autorin vermeidet den politischen Kern des Konfliktes in und um Afghanistan (die Rolle des Islam, die Rolle der USA usw.) anzusprechen und/oder irgendwie in die Geschichte einzubeziehen. Dies empfinde ich als ein deutliches Manko, denn so können die furchtbaren Erfahrungen, die diese Kinder machen mussten, nicht in eine politische Hoffnung und Perspektive für Afghanistan eingebracht werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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