Alle seine Entlein
- Autor*in
- Duda, Christian
- ISBN
- 978-3-907588-85-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Friese, Julia
- Seitenanzahl
- 51
- Verlag
- Bajazzo
- Gattung
- BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
- Ort
- Zürich
- Jahr
- 2007
- Preis
- 15,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Fuchs Konrad zieht ein Findelentlein, das er Lorenz nennt, auf, um es, wenn er es fett gefüttert hat, fressen zu können. Doch dann passiert etwas Unerwartetes. Lorenz meint im Fuchs Konrad seine Mama ("Nein! Papa!") zu erkennen - wie es die kleinen Enten ja so ähnlich schon bei Konrad Lorenz taten. Ab diesem Moment leben der Fuchs und immer mehr Enten in einer spannungsreichen Beziehung zwischen mörderischem Hunger und innigster, aber nicht immer geplanter Liebe zusammen.
Beurteilungstext
"Alle seine Entlein" ist eine liebevoll, paradiesische Geschichte von dem in Berlin lebenden Autor Christian Duda. Er erzählt wie ein Raubtier, gebeutelt von einem unterdrückten, ständigen Hunger auf Entenbraten, der sich knurrend und lärmend in im Bauch des Fuchses bemerkbar macht, sich liebend einem Entenküken annimmt. Die Motive des Fuchses sind zunächst klar: Er liebt, und frisst nicht, damit das Küken zu einer großen und fetten Ente heranreifen kann. Er unterdrückt seine Triebe und schenkt Liebe für ein höheres Ziel; um seine Bedürfnisse noch besser befriedigen zu können. Aber er begibt sich in einen Beziehungsprozess indem Feinde sich lieben können, ohne dass sie dabei je kitschig werden.
Es ist eine Meisterleistung, wie das Team Christian Duda und Julia Fries die Anstrengungen des Fuchses beschreibt, der mit einem rot-schwarzen Loch im Bauch und knurrendem Magen, mit seinen spitzen, großen Zähnen im Maul, inklusiver der Ringe unter den frustrierten und hungrigen Augen des ewigen Asketen Liebe übt. Der sich selbst Begründungen gibt, weshalb er die Ente jetzt nicht frisst, um nicht ganz gegen seine eigene Natur zu handeln. Vielleicht braucht der Fuchs sie, damit er vor seinen eigenen Augen noch als Fuchs bestehen kann. Für seinen Lorenz, der mittlerweile ein ausgewachsener Erpel ist, er aber schon längst ein Papa.
Die Leipziger Grafikerin Julia Fries gestaltet die Seiten mehr skizzierend als zeichnend, farbig aber nicht bunt. Sie komponiert aus vielen atemlos aneinander gereihten Szenen beunruhigende, eindrückliche Bilder. Es entstehen schnelle, rauschende Bewegungen und ruhige Szenen, die sich vor einem eher statischen Hintergrund, der aus groben, eher Ton-in-Ton gehaltenen Papieren gerissen und geschnitten wurde.
Ihre Grafiken sind mehr als nur Illustrationen. Sie fügen sich nicht nur perfekt in die Geschichte ein, sondern erzählen sie weiter und machen Andeutungen, abweichend vom geschriebenen Text.
Als Lorenz seine Liebe zu zum schönen Entenmädchen Emma gesteht, ist Konrad verwirrt. Die Lorenz'sche Prägung, die ihn zum Papa seines Entensohnes machte, spielt in Bezug auf eine fremde Ente keine Rolle - und sein Bauch ist doch so ein tiefes schwarzes Loch. Er könnte es füllen mit dieser Emma, wenn sie mal schlecht zu seinem Sohn ist, nur dann als Hilfeleistung für Lorenz sozusagen.