Alle Kinder. Ein ABC der Schadenfreude

Autor*in
Schmitz-Kuhl, Martin
ISBN
978-3-95470-042-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kuhl, Anke
Seitenanzahl
64
Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Leipzig
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bitterböse Kinderreime schaffen ein genussvolles Spiel mit dem Gemeinen, das alle einlädt, die nicht zart besaitet sind und Lust am Sprachspiele ohne moralische Hürden haben.

Beurteilungstext

„Alle Kinder freuen sich des Lebens. Außer Torben – der ist gestorben.“ Was bitterböse ist, nimmt man es wörtlich, entpuppt sich als reizvolles Sprachspiel mit dem Binnenreim, der hier zu einem einzelne abgrenzenden Spruch verwendet wird. Das Prinzip dieser Art von Witzen ist ebenso alt wie bekannt. Es finden sich groteske Tode („Alle Kinder stehen am Abgrund. Außer Peter – der geht noch’n Meter.“) und auch einfach gänzlich traurige Situationen („Alle Kinder haben tolle Kostüme. Außer Lotte, die ist Motte.“); die ganze Vielfalt von Kinderalltag und Kinderphantasien. Geordnet sind die Texte nach Anfangsbuchstaben der Kindervornamen, die sich im Buch als Alphabet auf 26 Doppelseiten zeigen. Fast am Ende nimmt sich das Buch dann selbst aufs Korn, wenn festgestellt wird: „Alle Kinder lesen dieses Buch. Außer Xaver – der ist ein Braver.“ Besonders ist bei der Gestaltung einerseits, dass die Autoren keine Hemmungen zu haben scheinen, pädagogische Normen zu brechen und das Buch als Kinderbuch explizit zu disqualifizieren; um damit natürlich ihr verändertes pädagogisches Selbstverständnis nach außen zu tragen. Weiterhin besonders ist, dass diese Witze, die ansonsten nur in einer unsanktionierten Kinderkultur auf Spielplätzen und Pausenhöfen von Mund zu Mund weitergegeben werden, hier eine buchkulturelle Form gegeben wird, die den etwas devianten Texten im Prinzip zu widersprechen scheint. Gerade auch, dass die Bilder in bekannt schamloser Weise leichtfüßig in Anke Kuhls Illustrationen gesetzt werden, zeigt, dass hier ein Transfer geschieht, der so relativ ungewöhnlich daherkommt. So ist das Bilderbuch auch peinlich darum bemüht, sich selbst als „schlimmes“ Buch und titelgebend sogar als Buch der Schadenfreude zu inszenieren und den Normbruch damit explizit zum literarischen Prinzip zu überhöhen. Das irritiert robuste Leser aufs vergnüglichste und lässt uns das Böse in uns neu entdecken. Viel Spaß Bei diesem sehr empfehlenswerten Genuss.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 30.11.2015

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