Alhambra

Schlagwörter

• Abenteuer
• Freundschaft
• Religion

Teaser

Durch ein Tor in der Zeit gerät Boston, der sich auf Klassenfahrt in Granada befindet, in das Jahr 1492. Die Christen unter Isabella von Kastilien haben die Stadt Granada erobert, die Araber werden ihrer Rechte enteignet, die Juden vertrieben. Auch Boston gerät in die Fänge der Inquisition. Doch er findet in Salomon und Tariq, einem Juden und einem Moslem, Freunde, die ihm helfen, die geheimnisvolle Fliese wiederzufinden. Diese braucht er, um in seine Welt zurückkehren zu können.

Beurteilungstext

Auf die Frage, warum sie die Handlung ihres neuen Romans "Alhambra" ausgerechnet in die Geschichte des Jahres 1492 verlegt, antwortet Kirrten Bowie in Erinnerung an ihre eigene Leseerfahrung: Das Wissen über geschichtliche Ereignisse lässt sich aus einem Roman viel leichter entnehmen als aus dem Geschichtsunterricht. Historische Fakten und Geschehnisse bleiben dauerhafter im Gedächtnis hängen, wenn sie in einer spannenden Handlung stecken.
Ein Junge namens Boston, der sich mit seinem Sprachkurs auf Klassenfahrt in Granada befindet, sucht auf einem Touristenmarkt nach dem passenden Geschenk für seine Mutter. Er berührt dabei eine geheimnisvolle Fliese mit arabischen Schriftzeichen und sieht sich plötzlich in das Jahr 1492 zurückversetzt. Durch ein Tor in der Zeit landet Boston, der so heißt, weil sein Vater von dort stammt, im Spanien zur Zeit der Inquisition. Das Königspaar Isabella und Ferdinand hat die Stadt Granada erobert und lässt Mauren und Juden, die seit 700 Jahren gemeinsam mit den Christen friedlich zusammengelebt haben, vertreiben.
Auch für Boston, der durch eine Verwechslung an den Hof des spanischen Königspaares gerät, wird es lebensgefährlich. Er erlebt die politischen Intrigen am Hof, die gottesfürchtige, verblendete Königin und den Großinquisitor, der außer dem Christentum keinerlei andere Religion dulden lässt. Auch Boston will man als angeblichen Teufelsbündner auf dem Scheiterhaufen brennen sehen. Ein leichtes Spiel für den Großinquisitor und seine Schergen, wenn Boston nicht Salomon, den Juden, und Tariq, den Moslem, kennen gelernt hätte. Mit deren und Prinzessin Johannas Hilfe versucht der Junge aus dem Jahr 2007 die geheimnisvolle Fliese zu finden, um mit ihr das Zeitloch wieder schließen und so in seine Welt zurückkehren zu können. Doch hängt seine Rückkehr nicht nur vom Fund der Fliese ab, sondern auch von der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus, deren Voraussetzungen bei Bostons Ankunft in Granada erst noch geschaffen werden müssen.
Kirrten Bowie setzt dem Kampf der Religionen die Freundschaft eines jüdischen, muslimischen und christlichen Jungen entgegen. Alle drei müssen vor der Macht des Großinquisitors flüchten und finden trotz unterschiedlicher Religionen zueinander. Nur gemeinsam können sie ihre Probleme lösen. Nicht für umsonst steht das Zitat Lessings aus "Nathan der Weise", die Frage nach der wahren Religion, am Anfang des Romans. Geschickt gelingt es der Autorin den Bogen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu spannen, denn diese Frage ist heute aktueller denn je.
Den historischen Stoff und die Erkenntnis, wie gefährlich Intoleranz, Machtgier und religiöser Fanatismus für das friedliche Zusammenleben der Menschen sein kann, verpackt Kirrten Bowie meisterhaft in eine spannungsgeladene Geschichte voller Abenteuer, die den Leser in die glitzernde und schillernde Maurenstadt Granada im Jahr 1492 führt, einer Zeit großer politischer Umbrüche.
"Alhambra" eröffnet dem Leser das Tor in die Vergangenheit und erteilt ihm ganz nebenbei eine Geschichtslektion, die er so schnell nicht wieder vergisst.