Akwaaba - Ein Sommer in Afrika

Autor*in
Fuchs, Thomas
ISBN
978-3-522-17755-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
349
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2006
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 16jährige Josefina begegnet Malcolm Dorsan, einem Ghanaer, in den sie sich heftig verliebt. Sie besucht im Sommer mit ihrer erwachsenen Schwester das Land, besucht Malcolms Familie und sein Dorf Srafa, das Josefina bei Ebay für ein paar Euro ersteigert hatte. Sie erlebt hier nicht nur ihre erste intensive Liebe, sondern lernt auch das afrikanische Land in all seiner Widersprüchlichkeit, Schönheit und Problematik und die Tücken wohlgemeinter Entwicklungshilfeprojekte kennen.

Beurteilungstext

Ausgangspunkt dieser Geschichte ist die kühne Idee, eine Begegnung mit Afrika über den Kauf eines afrikanischen Dorfes über Ebay durch eine Jugendliche zu inszenieren. Unglaublich? Vielleicht - aber durchaus modern und nicht ganz unmöglich.
Der Autor bietet eine unglaubliche Menge von Zufällen auf, damit seine Heldin Josefina nach mehr als 100 Seiten und einem ziemlich aufwendigen Grenzübertritt von Malcolm (Häuptlingssohn des besagten Dorfes) in Ghana mit den Worten "Akwaaba! -Das heißt auf Deutsch: Herzlich willkommen" (S. 119) empfangen werden kann.
Auf den nächsten 200 Seiten darf Josefina meist an der Seite ihres späteren Geliebten "das warme Licht Afrikas" (S. 347), abseits von Touristenpfaden, das "faszinierende Afrika kennen lernen". Klar, da sind nicht nur die "traumhafte" Landschaft und die einzigartigen Strände und die überwältigende Natur, sondern da ist auch Korruption (beim Zoll verschwinden Teile der mühsam durch Spenden erworbenden Solaranlage) und Armut (Slums in den Städten, kein Strom und Wasser in den Dörfern), aber auch reiche Familien wie die von Malcolm, die nichts an die Armen abgeben wollen.
Josefine erfährt unversehens in dem ärmlichen Srafa, einem kleinen Dorf an der Atlantikküste und zugleich Malcolms Heimatdorf, nicht nur ihre erste Liebesnacht in den Tropen, sondern auch die Solidarität der Frauen des Dorfes, die ihr klarmachen, dass ihre Armut und Demut gegenüber dem Häuptling nicht wichtig sind, denn eigentlich sind die Frauen im Volk der Ashanti die eigentlichen Herrscher - also ein Matriarchat mitten in Ghana? Nicht nur das überrascht die Leserin an der fast holzschnittartigen Darstellung der komplizierten Strukturen und Beziehungen in einem ihr unbekannten afrikanischen Land, auch die völlige Gedankenlosigkeit mit der die Heldin in diesem "Abenteuer Afrika" herumstolpert, nicht sehr viel anders als ihre Schwester, für die Afrika neben der hübschen Folklore vor allem ein Geschäft ist. Beim Lesen auch der vorgeblich nachdenklichen Passagen - die Heldin ist ab und zu kleinmütig, schämt sich angesichts ihrer Arroganz und Ahnungslosigkeit - beschleicht mich immer das ungute Gefühl, dass es fast unmöglich ist, über die Begegnung mit dem Fremden (noch dazu dem durch unzählige Irrbilder - romantische oder rassistische - verzerrten Kontinent Afrika - Klappentext: "...Liebe zu dem dunklen, geheimnisvollen Kontinent") schreiben zu wollen ohne in ebensolche Zerrbilder zu geraten und/oder letztlich an einer Oberfläche zu bleiben, die weder dem Fremden gerecht wird noch eine authentische Wahrnehmung des Fremden ermöglicht.
So ist dieser "Sommer in Afrika" zwar ein unterhaltsamer und flüssig geschriebener Roman, der durchaus vereinzelt Einblicke in eine fremde Kultur ermöglicht, aber niemals wirklich überzeugt. Dazu fehlen sowohl der Protagonistin (die sich von der intriganten, schnippischen pubertären Göre zur großen Afrikaliebhaberin - Oder sollte man besser sagen Romantikerin des Rassismus? - entwickelt) als auch der allzu sehr bemühten Konstruktion der Story die Überzeugungskraft.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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