Aida

Autor*in
ISBN
978-3-219-11428-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bley, Anette
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2010
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In einem schön illustrierten Hardcover Bilderbuch wird der dramatische Opernstoff von Giuseppe Verdi durch den sympathischen Jungen Tarik, einem Kameltreiber, anhand einer erdachten Rahmenhandlung erzählt.

Beurteilungstext

Inhalt:
Man befindet sich in der Nähe der Stadt Kairo in einer Wüstenlandschaft. Der Kameltreiber Tarik erzählt seinem Freund, dem Dattelverkäufer Ali und anderen Straßenjungen von einem besonderen Erlebnis: der Uraufführung der Oper "Aida", der er versteckt hinter einem Vorhang beiwohnen durfte. Seine Zuhörer schenken Tarik nicht immer Glauben, stören ihn durch Zwischenfragen. Dadurch ist Tarik gezwungen auch die Begleitumstände der Aufführung - wie beispielsweise den Transport der Kulissen, das Verhalten des Publikums oder den Aufbau des Stückes in unterschiedliche Szenen zu erklären. Ebenso schildert er den dramatischen Inhalt der Oper, bei dem es um die letztlich nicht lebbare Liebe zwischen dem ägyptischen Feldherrn Radames und der äthiopischen Prinzessin Aida geht. Besonders Ali, der Dattelverkäufer, ist vom Inhalt so berührt, dass er einige Tränen verdrückt. Das traurige Ende des Liebespaares - sie werden gemeinschaftlich in einem Verlies des Tempels eingemauert - markiert den Höhepunkt der Aufmerksamkeit, den Tarik bei seinen Zuhörern nun genießt. Er ist es auch, der Ali zu der Einsicht bringt, auch unbedingt einmal "so eine traurig, schöne Geschichte erleben" zu wollen.
Dem Buch liegt eine CD bei, die insgesamt 26 Ausschnitte des Werkes enthält. Die Stücke haben eine Gesamtspielzeit von 67 Minuten, sind in italienischer Sprache gesungen und werden gemäß der Geschichte am besten nebenbei beim (Vor-) Lesen gehört.

Bewertung:
Mit Verdis Oper hat man es eigentlich weder musikalisch noch inhaltlich mit einem "Stoff" zu tun, den man als "leicht zugänglich" bezeichnen würde. Dies gilt für Erwachsene. Und für Kinder? Erst recht nicht, denn allein die Geschichte ist, wenn man es genau nimmt, sogar absolut ungeeignet für kleine Kinderköpfe. Da geht es schließlich um Macht, um Ehre, um Liebe, Eifersucht, Loyalität und um einen schrecklichen Tod - das Liebespaar wird schließlich lebendig begraben!
Umso begeisterter kann man sein, wenn man sieht, was der Autor aus diesen "Vorgaben" gemacht hat: Entstanden ist ein sehr schön zu lesendes und zu begreifendes Bilderbuch. Möglich wurde dies dadurch, dass nicht etwa zu Dramatisches des Stoffes gestrichen wurde, sondern im Gegenteil eine Rahmenhandlung dazu erfunden wurde, die durch Nachfragen der Akteure oder kleine Blödeleien Grausames abschwächt, Hintergründe erklärt und Gefühle transparent macht.
Die Sprache ist für Vorschulkinder angemessen, lediglich die ungewohnten ägyptischen Ortsbezeichnungen und Namen könnten gewöhnungsbedürftig sein. Viele Szenen sind auf jeweils einer Doppelseite stimmungsintensiv und mit großem Detailreichtum zusätzlich durch schöne Bilder illustriert, die einerseits das Gehörte abbilden, gleichzeitig aber durch die Machart das Fabulierende des Inhaltes hervorheben. Kurz: Auch sie wirken letztlich als "Verharmlosung", bieten Raum zu träumerischem Betrachten und überfordern somit nicht das lesende und schauende Kind.
Und die Musik? Ist sie "kindgerecht"?
Die beiliegende CD enthält gut ausgewählte und eingängige Ausschnitte der Gesamtoper. Das Hören der Passagen ist jedoch beim (Vor-)Lesen des Buches zunächst kein Muss - der Geschichte fehlt es eigentlich nicht an Musik - sie ist für sich genommen genug. Schön ist es, wenn man beim zweiten oder dritten Lesen die Musik hinzunimmt. Sie ist dann für das Kind besser einzuordnen, die jeweilige Stimmung, die vom Komponisten erwünscht war, kann gut zur Geltung kommen. Die "Neuartigkeit" dieser Musik werden die Kinder schon wahrnehmen - Verdi ist nicht so leicht zu hören wie Mozart oder Bach - sie werden es nach der Lektüre jedoch zu schätzen lernen, dass da etwas zwischen den Tönen ist, das sogar den Dattelverkäufer Ali zu Tränen rührt.

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Diese Rezension wurde verfasst von GM.
Veröffentlicht am 01.01.2010