Abseits. 1938. Ein Fußballer sagt NEIN

Autor*in
Silei, Fabrizio
ISBN
978-3-942787-15-4
Übersetzer*in
Jacoby, Edmund
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Quarello, Maurizio
Seitenanzahl
42
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2014
Lesealter
8-9 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

1938. Die Nazis haben Österreich annektiert. Ein letztes Mal tritt die österreichische Mannschaft gegen Deutschland an - und siegt zum Entsetzen der Besatzer. Markus und sein Vater jubeln. Zuvor hat der Vater den Mannschaftskapitän gebeten, nicht zu spielen. Aber der entschloss sich, seine Ablehnung den Deutschen anders zu zeigen. Danach bleibt ihm nur noch der Freitod, zusammen mit seiner jüdischen Freundin nahm er den KZ-Mord voraus.

Beurteilungstext

Quarellos meist ganzseitige Illustrationen sind mehr als das, sie sind in Aufbau, Dynamik und Duktus eigenständige Gemälde. Jedes für sich könnte nicht nur in Fußballhaushalten an der Wand hängen. Unauffällig und dennoch stimmig ist der Zeitbezug von Personal und Interieur. Markus isst gut gelaunt mit seinen Eltern: Der Betrachter sieht in Augenhöhe zu und nimmt an dem gut gelaunten Mahl teil. In einem anderen Bild sind die NS-Propagandabildelemente komprimiert und wirken dadurch nicht ganz so martialisch wie im Original, aber durch die collagenhafte Kombination wird deutlich: Fußball wird zur Propagandamaschinerie. Die Gruppenbilder sind aus der Perspektive des stehenden Beobachters gesehen, das geheime Gespräch aus der Untersicht eines verbogenen Beobachters. Sechs Bilder zeigen das Spiel in Pressefotoposen. Völlig unspektakulär ist das Bild des eigentlichen Handlungshöhepunktes: Der Held, Kapitän Sindelar hebt seinen Arm eben nicht zum Gruß, dem Deutschen Gruß für die Besatzungsmacht. Das entspricht auch der Haltung des Textes. Nahezu emotionslos nüchtern erzählt Silei das, was geschieht, dass das Verweigern eines Hitlergrußes aus heutiger Sicht unbegreiflich Aufsehen erregend ist, wird erst im Nachhinein deutlich. Sindelar begeht mit seiner Freundin zusammen Selbstmord. Nur indirekt wird deutlich warum: Nur seiner Freundin gegenüber erklärt er, warum er trotz der Aufforderung der Widerständler spielen wird. Er weiß, dass seine Karriere damit zu Ende wäre. Gerade seine Freundin aber ist der Grund, warum er mit ihr zusammen den Tod wählt. Er weiß genau, was sie als Jüdin zu erwarten hat.
Sindelars Widerstand ist so leise, dass er aus heutiger Sicht kaum als spektakulär erkannt wird. Für ihn bedeutete es viel, sein ganzes Leben. Sein Vorbild ist weit jenseits der Millionenbeträge zu sehen, die heutzutage mit Nationalspielern in Verbindung gebracht werden. Geld war für Sindelar nicht der Grund, sich eindeutig zu äußern. Vielleicht wird das Vorbild von den Kindern erkannt, die dieses Buch in die Hand bekommen, dann hätte der Selbstmord des Nationalspielers, der sich in einer ausweglosen Situation sah, ja doch noch einen Sinn. Cjh14.04

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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