Abschied von Anna

Autor*in
Holzinger, Michaela
ISBN
978-3-7022-3100-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Stöllinger, Heide
Seitenanzahl
28
Verlag
Tyrolia
Gattung
Ort
Innsbruck
Jahr
2011
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Anna kann alles, was eine typische Oma können muss: sie kocht leckeres Essen, spielt lustige Spiele und erzählt spannende Geschichten. Und sie hat etwas, was viele Erwachsene nicht haben: Zeit. Doch eines Tages verändert sich alles. Anna wird krank und es ist der Augenblick gekommen, um von ihr Abschied zu nehmen. Doch was bleibt nach ihrem Tod? Ein Bilderbuch für Kinder, das einlädt, über das Älterwerden, Sterben und den Tod zu sprechen.

Beurteilungstext

Mit Kindern über das Älterwerden und den Tod zu reden, ist niemals einfach. Wenn hierzu Fragen aufkommen, wissen Erwachsene oft nicht, wie sie angemessen darauf reagieren sollen. Warum werden wir älter und warum sterben wir? Was passiert, wenn man stirbt und was danach? Besonders für ganz junge Kinder ist der Tod noch etwas sehr Abstraktes. Bloße Erklärungen, und seien die Worte noch so liebevoll gewählt, reichen nicht aus. Mittlerweile können Rat suchende und interessierte Erwachsene auf eine Reihe von Bilderbüchern zurückgreifen, die hier Unterstützung versprechen.
Michaela Holzinger und Heide Stöllinger haben mit ""Abschied von Anna"" ein solches Werk kreiert, das den Zugang über die Gedanken eines etwa drei- oder vierjährigen Jungen wählt, der als Ich-Erzähler seine ersten Erfahrungen mit dem Sterben macht. Der Junge, dessen Name wir nicht erfahren, wächst wohlbehütet bei seinen Eltern auf, doch sorgt tagsüber seine ""Leihoma"" Anna für ihn. Die beiden verbindet ein inniges Verhältnis, da die betagte Dame nicht nur Zeit und Interesse für die Sorgen und Nöten des Jungen hat. Anna ist zudem für jeden Spaß zu haben und schafft es über ihre Geschichten, allerlei Weisheiten an ihn weiterzugeben.
Doch es kommt die Zeit, da sich alles verändert. Anna wird krank und muss ins Krankenhaus. Der Junge spürt, dass sie sterben wird. Als sie sich voneinander verabschieden müssen, schafft es die alte Dame gerade noch, den Jungen an seine Lieblingsgeschichte vom Drachen mit dem Zauberkoffer zu erinnern. Dann stirbt Anna. In ihrer Trauer rückt die Familie des Jungen wieder näher zusammen. Und gerade seine Lieblingsgeschichte hilft ihm dabei, das Geschehene besser zu begreifen und zu verarbeiten.
In einfachen Worten und knappen Sätzen erzählt Michaela Holzinger diese liebevolle wie rührende Geschichte. So übersichtlich der Text gehalten ist, so vielschichtig sind die Blei- und Farbstiftzeichnungen der österreichischen Illustratorin Heide Stöllinger. Dabei übernimmt der Text die Funktion eines Leitfadens, der kurz und bündig durch die Handlung führt. Die Bilder hingegen schmücken das Ganze aus und verraten dem Buchbetrachter wesentlich mehr, als der Text vordergründig vermuten lässt.
So sind es auch die großformatigen Zeichnungen, die den nahenden Abschied von Anna am deutlichsten zeigen. Versprüht die alte Dame anfangs noch wahre Lebensfreude, so verblasst sie ab dem zweiten Drittel nach und nach. Sie erscheint farbloser, kleiner und kraftloser. Der Text hingegen beschreibt das, was der kleine Junge wahrnimmt: Anne isst nicht mehr richtig und tolle Geschichten erzählt sie auch nicht mehr. Als er sie im Krankenhaus besucht und sich ängstlich, aber dennoch neugierig zu ihr ins Bett setzt, wirkt sie schwach und zerbrechlich, als würde sie mit ihrem Bett zum Himmel hinauf fliegen können. ""Wie in einem fliegenden Teppich"", umschreibt der Junge diese Nähe. Ein Wolkenband zieht durch das Bild, im Hintergrund ist vorsichtig der Himmel angedeutet. Bild- und Textaussage stimmen überein: es ist Zeit, sich von Anna zu verabschieden.
Gleichzeitig gewinnt die Mutter des Jungen an Kontur und Farbkraft, ist sie nun sein Trostspender und Haltgeber. Warme Farben umspielen ihre Gestalt, als Symbol für Liebe und Geborgenheit. Der Buchbetrachter spürt, dass der kleine Junge nicht alleine ist. Hoffnung und Zuversicht kommen auf. Und so kann es nur richtig sein, dass sich Autorin und Künstlerin für einen positiv gestimmten Ausblick nach der Beerdigung von Anna entscheiden. Und ganz verschwunden ist die alte Dame eigentlich auch gar nicht. Die Mutter kocht jetzt Erdbeerknödel und gemeinsam mit den Eltern erzählt nun der kleine Junge die Geschichte vom Drachen mit dem Zauberkoffer weiter.
Diese ist am Ende des Buches separat abgebildet und unterstreicht den tröstenden Charakter der Geschichte, indem Sie die Botschaft des Buches auf bildhafte und kindgerechte Weise nochmals zusammenfasst: der Tod trennt die geliebten Menschen zwar voneinander, aber die Erinnerungen bleiben und können sie doch wieder miteinander verbinden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SI.
Veröffentlicht am 01.10.2015

Weitere Rezensionen zu Büchern von Holzinger, Michaela

Holzinger, Michaela

Im Hexenhäuschen Nummer 8 bei Mondenschein um Mitternacht

Weiterlesen
Holzinger, Michaela

Poppy Poppington - Tiersprechstunde im Muffinhaus

Weiterlesen
Holzinger, Michaela

Poppy Poppington Tiersprechstunde im Muffinhaus

Weiterlesen
Holzinger, Michaela

Kalt bläst der Wind

Weiterlesen
Holzinger, Michaela

Merle Meerjungfrau

Weiterlesen
Holzinger, Michaela

Funkensommer

Weiterlesen