Abgründig

Autor*in
Strobel, Arno
ISBN
978-3-7855-7864-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
237
Verlag
Loewe
Gattung
Ort
Bindlach
Jahr
2014
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In einem Prolog lernen wir Tim kennen, der von einem Sanitäter gefragt wird, ob alles in Ordnung sei, und der sich dann Sorgen um ein Mädchen macht, das Lena heißt. Was geschehen ist, wird dann in einem Rückblick langsam erzählt. Tim war Teilnehmer in einem Klettercamp in den deutschen Alpen. Durch den Plan eines anderen Teilnehmers, eine unbegleitete Klettertour zu unternehmen, gerieten Tim und andere in große Gefahr.

Beurteilungstext

Tim hatte sich sehr auf das Camp gefreut und war sehr offen für andere Teilnehmer, besonders für die hübsche Lena, aber auch für die überhaupt nicht übertriebenen Regeln der Teamer. Frühzeitig schon nervt ihn Ralf, ein etwas älterer Jugendlicher, der sich mit seiner Klettererfahrung brüstet und sich überall hineindrängt. Ralf überredet eine Gruppe, sich mit ihm auf die anspruchsvolle Tour durch die Höllentalklamm auf die Zugspitze zu begeben, und zwar, bevor die Klamm für den Sommer geöffnet wird. Tim schließt sich entgegen seiner Bedenken an, weil er vor allem vor Lena nicht als Weichei dastehen möchte.
Es kommt wie erwartet fast zu einer Katastrophe: Ein Wettereinbruch macht deutlich, dass die Jugendlichen überfordert und nicht angemessen ausgerüstet sind. Ralf verliert die Orientierung. In einer Hütte, die sie durch Zufall finden, haben sie erstmal Schutz, aber ohne ausreichende Nahrung und wärmende Decken eskaliert die Stimmung. Als am Morgen Ralf verschwunden ist und Tim Blut an der Hand hat, kommt der Verdacht auf, dass der Schlafwandler Tim Ralf etwas angetan hat. Als endlich Rettung kommt, finden die Helfer aber Ralf in der Umgebung der Hütte wohlauf, nur mit einer leichten Verletzung an der Hand, und Tim hatte sich an der Türklinke mit dem Blut beschmiert.
Keiner der Jugendlichen trägt gravierende Verletzungen davon, und am Ende sind alle gut befreundet – selbst mit Ralf.
Das zu versöhnliche Ende macht die packende Handlung zunichte. Die Schilderungen der Natur, der Herausforderungen, der Ambivalenzen aus Tims Perspektive sind atmosphärisch dicht und glaubwürdig. Nicht glaubwürdig ist, dass der arrogante Aufschneider Ralf so ohne weiteres von den anderen noch akzeptiert wird und auch, dass er sich einsichtig und reumütig zeigt. Hier hätte der Autor den jugendlichen Lesern ein bisschen mehr Unabschließbarkeit der Sinnbildungsprozesse und mehr Ambivalenz zumuten können.
Auch der Verdacht, der sich gegen Tim richtet, wirkt etwas weit hergeholt. Würden Eltern tatsächlich den Sohn, der schon einmal die Mutter während des Schlafwandelns ernsthaft verletzt hat, in ein Camp schicken, in dem nachts keine Aufsicht in den Hütten ist?
Der Text auf dem rückwärtigen Umschlag führt allerdings in die Irre: „Eine Bergtour. Ein Unwetter. Ein Mord“ – es gibt definitiv keinen Mord, und man fragt sich mal wieder, was Verlage zu solchen Texten veranlasst.
Trotzdem ist dies ein packendes Buch, das sicherlich auch für Jungen mal ein lohnendes Lesefutter ist und vielleicht auch den einen oder anderen zum Klettern verlocken könnte. Für „Flachlandtiroler“, wie Ralf Tim am Anfang abfällig nennt, ja in Übungshallen des Alpenvereins und in Jugendherbergsferien durchaus durchführbar.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 16.09.2015

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