Abgetaucht! Als U-Boot im Widerstand

Autor*in
Herman-Friede, Eugen
ISBN
978-3-8369-5241-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Biografie
Ort
Hildesheim
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eugen Herman-Friede erzählt aus seinem Leben als jüdisches Kind in Berlin nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und von seinen Erfahrungen als untergetauchter Jugendlicher im Widerstand, der es trotz seiner Herkunft schafft, Hitlers Regime zu überleben.

Beurteilungstext

Herman-Friede schreibt den Tatsachenroman aus seiner eigenen Sicht und versetzt sich dabei zurück in seine Kindheit. Er stellt seine damaligen Gefühle und Eindrücke von der Welt so dar, wie er sie wirklich in Erinnerung hat. Er weiß viele Dinge noch nicht und kann sich Etliches, was die Erwachsenen tun, überhaupt nicht erklären. Er spielt nicht die Rolle des allwissenden Erzählers, der er heute wäre, sondern vermittelt nur Anschauungen von früher. Gerade das bringt dem Leser die Geschichte so nahe. Es ist keine der typischen, immer wieder ähnlichen Abhandlungen über Juden im Nationalsozialismus, die man schon mehrfach gelesen oder gesehen hat. Diese sind zwar überaus schrecklich, aber meist sehr unpersönlich, sodass man sich die damalige Situation kaum vorstellen kann. Der Autor versetzt den Leser in seine eigene Kindheit und Jugend zurück und erinnert einen an vieles, was man selbst nicht verstand, worüber man sich Gedanken oder Sorgen machte und welche Wünsch man hatte. So kann jeder verstehen, welche Probleme es dem Schuljungen macht, zu begreifen, warum er angeblich anders ist als andere und Beleidigungen über sich ergehen lassen muss. Der Leser wird angehalten, die Problematik des Antisemitismus im Nationalsozialismus aus einer anderen, neuen Perspektive zu betrachten. Das macht den größten Teil der Faszination des Buches aus.

Im zweiten Buchteil wird Eugens Zeit im Untergrund beschrieben. Einfache Sprache und Satzbau behält der Autor auch weiterhin bei und ermöglicht so ein zügiges Lesen mit leichtem Verständnis. Der Jugendliche lebt in ständiger Angst und kann sich selten frei bewegen. Man erfährt von vielen Menschen, die mehr oder weniger inoffiziell das Nazi-Regime verabscheuen und Eugen gerne unterstützen. Auf öffentlichen Wegen erfährt man kaum etwas über den wahren Stand des Krieges oder was wirklich mit den Juden passiert. Erst über zwei KZ-Flüchtlinge und ausländische Nachrichtensender dringt die Wahrheit zu Eugen und seinen Unterstützern durch. Der Leser erfährt vom unglaublichen Mut einiger Deutscher und Juden, die versuchen gemeinsam gegen die Nationalsozialisten anzugehen. Es ist beeindruckend wie viel Ehrgeiz hinter dem Projekt steckt und wie erfolglos das unterfangen insgesamt ist.

Im dritten Teil erfährt man von Eugens Gefangenschaft, der, wie alle anderen Widerstands-Mitglieder, abgeholt wurde. Der Autor beschreibt seine Erlebnisse prägnant, ohne Ausschweifungen und Ausschmückungen. Es ist erschreckend wie unwürdig Gefangen kurz vor Kriegsende gehalten wurden und die Unmenschlichkeit einiger Nazi-Bonzen ist sehr beängstigend. Es ist nicht vorstellbar, was in den Köpfen einiger Nationalsozialisten vorgehen musste, um andere Menschen so zu behandeln. Eugen ist zu bewundern, dass er vor allem die Haft überstanden hat, ohne körperlich und vor allem geistig allzu stark abzubauen. Er wird frei gelassen als die Rote Armee schon in Berlin war und die Justiz keine Zeit mehr für Prozesse hat. Der Leser hat so sehr mit Eugen mitgefiebert, dass man sich eigentlich eine Fortsetzung wünscht, um zu erfahren, wie sich Eugen durch das zerbombte Berlin schlägt und sein weiteres Leben meistern kann.

Dieser Wunsch wird im Nachwort teilweise aufgegriffen, da Herman-Friede hier sein Leben kurz zusammenfasst. Er hat nach all seinen Freunden und Unterstützern geforscht und gibt hier die traurige Bilanz an. Hierbei ist nicht nur schlimm zu lesen wie viele derer ums Leben kamen, sondern auch, dass über einige gar nicht herauszufinden war.

Im Anhang hat der Autor einige Fotos der damaligen Zeit abgebildet. Das verschafft zusätzlich eine gute Vorstellung von Eugen und den Verhältnissen, in denen er lebte. Außerdem hat Herman-Friede eine Zeittafel angefügt, die von der Machtergreifung Hitlers bis zur Kapitulation Deutschland reicht. Das ermöglicht dem Leser im Verlauf des Buches immer wieder nachzuvollziehen, wo er sich geschichtlich befindet.


Das Buch ist hervorragend für Jugendliche geeignet, um die oft einseitige Geschichte des Nationalsozialismus in Deutschland aus der Perspektive eines Gleichaltrigen zu betrachten und mehr über den Widerstand im und gegen das Dritte Reich zu erfahren.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von T-IR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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