Abgetaucht

Autor*in
Herman-Friede, Eugen
ISBN
978-3-8369-5241-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
255
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mit Hitlers Machtergreifung beginnend beschreibt der Autor sein Leben im 3. Reich bis zum Kriegsende. Dass er überlebt hat, ist vielen Zufällen zu verdanken, vor allem aber seinen Eltern und deren Freunden, die ihn, den “Judenbengel”, versteckten. Die Odyssee durch die Unterkünfte endet schließlich doch im Gefängnis, nur das Kriegsende rettet ihn vor dem Tod. Im Anhang ist eine 11-seitige Tabelle der NS-Gesetze zur Einschränkung des Lebens.

Beurteilungstext

Seine ganze Pubertät verbringt der Ich-Erzähler im 3. Reich, das heißt auch, dass er sich praktisch die ganze Zeit verstecken muss. 1933 ist das noch nicht ganz offensichtlich, aber mit Zunahme der entsprechenden Verordnungen spitzt sich die Lage zu, bis er dann Anfang 1943 völlig abtauchen muss.
Zweierlei erstaunt mich dabei doch: zum Einen lebt er eine Zeit lang in einem Berliner Vorort völlig offen, alle wissen Bescheid und keiner denunziert ihn oder seine Gastgeber. Das gab es also auch. Und das Andere ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Helfer ihn und andere Verfolgte aufnahmen und versorgten, bis akute Gefahr für alle drohte.
Über die Drangsal, die er erlebte, will ich hier gar nicht berichten, das ist allgemein bekannt und dennoch immer wieder lesenswert und für jüngere Leser eine wichtige Erfahrung. Das Anekdotenhafte vieler Erzählteile macht das Lesen zum Abenteuer, das man nicht unterbrechen möchte.

Vielmehr erscheint mir dieses Buch aus einem ganz anderen Grund besonders bemerkenswert: Wie der Autor schreibt. Das ist unmittelbar und lebendig, als hätte der Junge damals schon ein ausführliches Tagebuch geschrieben. Er amüsiert sich über sich selbst ebenso wie über andere, er sieht in allen Situationen immer auch die Komik - ohne den Ernst seiner oder gar der politischen Lage aus den Augen zu verlieren. Hier schreibt ein Mensch, der sich in seinem Leben zurecht gefunden hat und die Vergangenheit nicht vergisst. Mit einer Leichtigkeit geht er mit Nöten und Ängsten um, dass nirgendwo die Keule der Moral droht, dass man immer sieht, es waren wirklich Tumbe, die gewalttätig wurden, die anderen waren auf der anderen Seite. Aber auch dort gab es Menschen, die Fehler machten. Ein entflohener KZ-Häftling gehört zur Kategorie der kompromisslosen Kommunisten, der alle Versteckten mit seiner Begeisterung für Flugblätter und die kommende Revolte in höchste Gefahr bringt und letztlich auch tatsächlich erreicht, dass alle Beteiligten geschnappt und in Gefangenschaft kommen.

Die Berliner Schnauze des Autors wirkt zurückgenommen, sie tritt offen nur in manchen Dialogen auf, aber in der Erzählhaltung tritt sie doch immer wieder zu Tage - mit dem nötigen Ernst dort, wo es angebracht erscheint. So bleibt ein nachhaltiger Eindruck, der wohl mehr Leser erreicht als die todernste Erzählweise, die natürlich verständlich, in vergleichbarer Literatur so häufig vertreten ist. Schreibt hier ein Profi? Ich weiß nichts über den Autor, ich weiß nur, dass er schreiben kann und seine Leser begeistern wird.
Wenn nicht im Anhang die Fotos vieler Protagonisten aufgeführt wären, könnte ich den Verdacht nicht unterdrücken, hier hat jemand eine gute Geschichte er/gefunden und noch besser erzählt. Aber die Bilder sind Dokument ebenso wie das Zeugnis des Neunjährigen oder das Bild der Gedenktafel in Luckenwalde für die Widerstandsgruppe, in der der 19-Jährige sich für die Druckerei und die Verteilung der Flugblätter in ganz Deutschland engagierte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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