A World Away

Autor*in
Francis, Pauline
ISBN
978-3-440-12145-0
Übersetzer*in
Zettner, Maria
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
251
Verlag
Klee
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

1586: Englische Kolonialisten entführen die junge Secota-Indianerin Nadie von der Ostküste Amerikas. Sie wird nach England verschleppt, um mit ihrer exotischen Schönheit für Sir Walter Raleighs Bemühungen der Kolonialisierung zu werben. Sie verliebt sich in den englischen Schmied Tom. Doch der Zwiespalt zwischen ihren Kulturen bleibt auch dann bestehen, als sie gemeinsam in die Kolonien segeln. Sie werden auseinandergerissen - um sich am Ende, jenseits von Tod und Gewalt, wiederzufinden.

Beurteilungstext

In anspruchsvoller, bildhafter Sprache schreibt die englische Autorin Pauline Francis über eine Zeit, über die wenig bekannt ist: Die der (erfolglosen) englischen Kolonialisierung Virginias. Dafür musste in England gewissermaßen eine PR-Maschinerie in Gang gesetzt, Verlockungen in Aussicht gestellt werden, damit die Menschen bereit waren, ihre Heimat zu verlassen. In diesem Fall wird dabei auf Sex gesetzt, auch wenn das in dem Buch nicht so explizit gesagt wird. Aber für was sonst steht ein halbnacktes Indianermädchen? Kein Wunder also, dass die englischen Frauen Nadie gegenüber eher feindlich eingestellt sind. In Wikipedia steht zu diesem Abschnitt von Sir Walter Raleighs Kolonialisierungsbemühungen: "Ein Ergebnis der von Raleigh finanzierten Expeditionen war im Jahr 1585 die Gründung von Roanoke in North Carolina. Diese englische Kolonie musste allerdings bereits ein Jahr später wieder aufgegeben werden. Ein weiterer Siedlungsversuch an derselben Stelle im Jahr 1587 mit 150 Kolonisten scheitert gleichfalls." Genau von diesen Kolonien, an diesem Ort handelt der Roman.
Dass für viele Siedler das Abenteuer eines neuen Lebens tödlich endete, beschreibt die Autorin eindrucksvoll. Speziell zum Ende dieses Romans hin wird deutlich, dass in der neuen Welt Gefahren lauern, von denen die Kolonialisten (und auch der Leser) nichts ahnten: Hunger, Krankheiten - und ein grausamer Indianerstamm, der die wenigen Überlebenden entführte, um sie als Sklaven zum Kupferabbau auszubeuten. Inspiriert zu diesem Roman wurde Pauline Franics durch ein Gemälde von John White (ca. 1540-ca. 1606), das ein Indianermädchen zeigt.
Die Kapitel des Romans sind kurz, selten länger als vier Seiten, und werden abwechselnd in Ich-Person aus Toms und Nadies Sicht erzählt, überwiegend in inneren Monologen. Hier wurde eine Chance vergeben, nämlich die der Unterschiedlichkeit, die reizvoll gewesen wäre: Beide Protagonisten sind auf demselben Stand der Wahrnehmung, wobei man sich die Frage stellt: Müssten zwischen einem englischen Schmied und einem Indianermädchen nicht auch die poetischen Bilder von den unterschiedlichen Welten geprägt sein, aus denen sie stammen? Müsste Nadie nicht generell ihrer Entführung unversöhnlicher gegenüber stehen? Länger sich gegen die Bemühungen der Schwester des Pfarrers zu Wehr setzen, sie in England zu "domestizieren"? Sie wirkt sehr angepasst, bleibt nur in einer Hinsicht unbeugsam: Sie lässt sich nicht taufen.
Obwohl die Historie dieser Besiedlung abenteuerlich ist, handelt es sich um keinen Abenteuerroman. Ruhig, fast introvertiert fließen die Bilder an uns vorbei und erschweren es dadurch leider, mit den Protagonisten mitzufiebern. Auf der anderen Seite wird dadurch auch geschickt vermieden, dass die Liebesgeschichte zwischen Tom und Nadie, die ein glückliches Ende findet, trivialisiert wird.
Im Buch befinden sich zwei Karten von Virginia und Plymouth, nach einem Druck eines zeitgenössischen Künstlers. Sie veranschaulichen, wo die Reise begann und wo sie hinging.
Empfohlen für leseerprobte Jugendliche ab 14.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von krä.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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