24 spannende Krimigeschichten für den Advent - Zum Aufschneiden

Autor*in
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Kopf, Jutta
Seitenanzahl
Verlag
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser




Krimiadventskalender mit kurzen oder längeren (auf mehrere Fortsetzungen verteilte) winterlich illustrierten spannenden und schaurigen Geschichten

Beurteilungstext

In der literarischen Form von Tagebucheintragungen, verteilt auf acht Tage, begleitet einem Claudia Puhlfürsts Text "Schöne Bescherung" vom 1. Dezember bis fast zum Heiligabend. Die nicht genannte Tagebuchschreiberin führt irgendetwas Böses im Schilde, das spürt der Leser bald, auch wenn alles lange harmlos und alltäglich klingt. Aber wie in einigen der anderen Geschichten auch, kehrt sich der böse Plan schließlich gegen sie selbst, was einem angesichts der Arglosigkeit ihrer möglichen Opfer doch ein Lächeln entlockt. Die weiteren Texte (15 Erzählungen und ein Gedicht), erzählt von bekannten (z.B. F. Ani, I. Noll, G. Hauptmann) und weniger bekannten Autoren (z.B. M. Koch, H. Mini, S. Lüpkes) spielen mit der Lust am Schaurigen. Da sie aber alle deutlich jenseits realistischer "Tatort"-Krimi-Atmosphäre angesiedelt sind, kann man sich als LeserIn beruhigt diesen literarischen und nicht ganz ernst gemeinten Morden, Mordversuchen und Mordgelüsten hingeben. Oft genug finden die Taten auch nur in den Phantasien der über sich und die Welt nachdenkenden Figuren statt: Eifersüchtige Ehemänner oder -frauen (wie in Anis "Damenwahl, letal" am 19. Dezember) verbünden sich schließlich und man weiß nicht so genau, ob und was überhaupt passiert ist. Oder wie ist es mit dem Helden Erich aus Reichlins Text, der alles über Indianer weiß und den arabischen Freund der gegenüber wohnenden Vera zunächst als Indianer "erkennt" und zum Schluss selbst zu einem wird, der bei der Polizei angibt, seine Mutter getötet zu haben? So einsam wie Erich ist auch der Titelheld Karl-Heinz Schmidt aus Dorns Geschichte "Überbleibsel" am 14. Dezember, deren Titel schon nichts Gutes verheißt: Er schreibt einen formvollendeten Brief an den möglichen Finder seiner eigenen "Überbleibsel" sowie der seiner Freundin Nadine in der Tiefkühltruhe, die wegen des sanften Kältetods "nicht lange gegen den Deckel getrommelt" hat. (14. Dezember)
Schön an diesem festgebundenen Adventskalender-Büchlein sind die geschmackvollen und in zurückhaltendem Grau und Weiß gehaltenen Illustrationen zu den Texten, die mit Signal-Rot und Grün hier und da das gelegentlich blutige Handwerk des Tötens (durch eine Axt oder einen Hammer) andeuten.
Vignetten in Form von Schneeflocken und/oder kleinen Schattenrissen zum Thema lockern die in recht kleiner Schriftgröße gesetzten Texte optisch auf.
Alle Texte wurden in verschiedenen Anthologien bereits veröffentlicht, sind aber in dieser gelungenen Zusammenstellung neu.
Empfehlenswert sind diese Geschichten allen jugendlichen und erwachsenen Freunden von literarisch anspruchsvollen, ironischen, nicht immer ganz ernst gemeinten Kriminalerzählungen, die einem leicht erschaudern lassen, aber niemals wirklich ängstigen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2016