2 1/2 Gespenster

Autor*in
Dürig, Regina
ISBN
978-3-407-81197-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
139
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein halbes Jahr lang dreht sich Jonnas Leben um Leo, der in der Siebdruckerei ihres Vaters Dominik aushilft. Allmählich entwickelt sich eine Vertrautheit zwischen Jonna, Dominik und dem anziehenden Leo. In entscheidenden Situationen verhält sich Leo jedoch äußerst merkwürdig. Durch seine Unverbindlichkeit scheitert die mögliche Liebesbeziehung zu Jonna und die freundschaftliche zu Dominik, bis Leo schließlich zur Belastung wird, urplötzlich wieder verschwindet und ein Gefühlschaos hinterlässt.

Beurteilungstext

In ihrem mit dem Peter Härtling Preis ausgezeichneten Roman erzählt Regina Dürig eine Fast-Liebesgeschichte, die sich zu einem fein gezeichneten Psychogramm komplexer Persönlichkeiten und Variationen gescheiterter Kommunikation entfaltet. Die Protagonistin Jonna ist 16 Jahre alt, schlagfertig, selbstbewusst, hat gerade Sommerferien und hilft ihrem Vater Dominik in dessen Siebdruckerei aus. Dominik ist ein Idealist, menschlich, nachgiebig, verständnisvoll, während ihre Mutter Ines sich mit ihrer unbedingten Prinzipientreue oft im Weg steht und mit ihrem Schicksal im Grunde nicht zufrieden ist. Jonnas Eltern haben ein kompliziertes Verhältnis, trennen und versöhnen sich mindestens einmal im Jahr. Wenn sie sich mal wieder trennen, zieht Dominik in die Werkstatt, wo Jonna auch ein Zimmer hat. Als Leo dann auftaucht, gerät dieses nicht immer glückliche, aber dennoch behütete und, trotz der vielen Abweichungen von gängigen Familien- und Lebenskonzepten, etablierte Gefüge aus dem Takt der verlässlichen gesellschaftlichen Funktionstüchtigkeit. Der Typ mit den roten Cowboystiefeln, der sich nur Leo nennt, kein Telefon, keine Adresse und nur eine Hose und einen Kapuzenpulli hat, konfrontiert Jonna mit gebündelter Desorientierung und ihr scheint, dass sie als Wohlstandsküken höchstens Luxusprobleme zu bewältigen hat.
Dürig beobachtet sehr genau, auf welche unterschiedlichen Arten Kommunikation scheitern kann; in Momenten der Anziehung bricht die Verständigung zwischen Leo und Jonna immer wieder ab, sodass sich keine Intimität entwickeln kann. Trotz der gleichen Sprache verstehen sie einander nicht, deuten die Zeichen des anderen miss. Zunächst wirkt es wie ein spielerisches Kräftemessen beim Flirten, wo besonders Jonna darauf bedacht ist, ihre Schlagfertigkeit nicht zu verlieren, doch allmählich wird deutlich, dass Leo ein größeres Problem hat, das weder Jonna noch Dominik überschauen oder lösen können. Durch seine Unverbindlichkeit ist die Zukunft mit Leo nicht planbar, ist die Verbindung zu ihm nichts Ganzes und nichts Halbes, etwas, was schwer zu fassen ist, wie die fliegenden Fische, denen er so gerne nachschaut und die auch das gelungene Cover schmücken. Das Versagen jeder Vorhersehbarkeit setzt sich auch formal fort: Ohne ersichtliche Regelhaftigkeit sind einige Kapitel gedrittelt oder geviertelt, so dass sie dann z.B. 8 1/2 oder 9 3/4 heißen, während ihre Überschriften zum Teil so dicht sind, wie Bildtitel durchkomponierter Kunstwerke. Charakteristisch ist auch Dürigs Art der vielfachen Wortneuschöpfungen. Selbst hier hält sie sich nicht an tradierte Ordnungen, die systematisch stimmige Metaphern ergeben, sondern setzt die Dinge in einer auf bestimmte Art und Weise bedeutsamen Situation in Szene, wie z.B. die "Friedenskiwi". In "2 1/2 Gespenster" verhindert Regina Dürig schnelle Schlussfolgerungen, macht es unmöglich, in üblichen Kategorien zu werten, erinnert an die Dünnhäutigkeit sich orientierender junger Menschen und öffnet dadurch unbequeme neue Blickwinkel, die das Buch lesenswert machen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Bob; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 25.02.2016

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