1984.4

Autor*in
Kerr, Philip
ISBN
978-3-499-21857-6
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Florence, 15 Jahre, lebt in einer Diktatur. Als Feinde des Staates gelten Dschihadisten und Menschen, die sich nicht an die Regeln des Staates halten. Mit großem Elan stürzt sich Florence in ihre Ausbildung als "Ruhestands-Vollstreckerin". Sie ist gut in ihrem Beruf. Erst als sie sich in Eric verliebt und ihre Mutter an Demenz erkrankt und ihr deshalb vom Staat noch gut ein Jahr Lebenszeit zugebilligt wird, stellt sich Florence gegen das Regime.

Beurteilungstext

In ihrer Ausbildung lernt Florence emotionslos die alten Menschen aufzuspüren und zu eliminieren, die trotz Aufforderung des Staates nicht "freiwillig" aus dem Leben scheiden wollen. Florence ist sehr erfolgreich in ihrem Beruf, der nicht ungefährlich ist, denn die Alten wehren sich heftig und mit vielen Tricks.

Auch Neider in den eigenen Reihen machen Florence das Leben schwer. Diverse Begegnungen und der gewaltsame Tod einiger Mitstreiter*innen durch die eigenen Leute beeinflussen ihre Einstellung zum Regime. Wieder mit großem Elan stürzt sie sich in die Rolle einer einsamen Revolutionärin.

Kerr führt seine Leser*innen in eine Mangelgesellschaft; es herrscht Mangel sowohl an Dingen des täglichen Bedarfs als auch Mangel an Empathie, Individualismus und eigener Meinung. Kein Mangel herrscht an Angst, Gewalt und Verboten, Kontrollen und drastischen Strafen.

Die verbotene Liebe zwischen Eric und Florence ist eine Liebe auf den ersten Blick. Beide riskieren durch ihr Vertrauen dem anderen gegenüber ihr Leben und das Leben anderer. Dass Eric Florence bereits nach zwei kurzen Treffen in das Geheimnis seines Lebens einführt und auch Florences Mutter rettet, ist ebenso überraschend wie die Entwicklung von Florence zur einsamen Revolutionärin. Ob sie Erfolg haben wird? Es scheint fast, als ob Kerr einen zweiten Band geplant hatte.

Philip Kerr schrieb diesen posthum erschienenen Roman 2015. 2018 verstarb er. Er selbst sagt in seinen Anmerkungen: „Das vorliegende Buch 1984.4 aus einem Paralleluniversum ähnelt Orwells großem Roman und ist gleichzeitig sehr anders". Anders als Orwells Roman am Erscheinungsdatum ist dieser Roman aber weniger futuristisch, viele Ideen sind aus anderen Dystopien bereits bekannt. Interessant ist der Jargon im Senioren-Service, eine konsequente Verharmlosung schrecklicher Taten durch die Sprache neben interessanten neuen Abkürzungen.

Dieses Buch ist gut lesbar geschrieben, enthält Spannungsmomente und Überraschungen und auch Aspekte, über die es lohnt, nachzudenken. Die Wandlung von Florence und das Vertrauen, dass Eric ihr entgegenbringt, kommen allerdings unglaubwürdig schnell.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Fee; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.05.2021

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