Der LesePeter |
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geht an Donna Jo Napoli |
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für das Jugendbuch | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Donata, Tochter Venedigs | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Donna Jo Napoli: Donata, Tochter Venedigs |
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Der historische Roman zeigt Venedig am Ende des 16. Jahrhunderts und lenkt den Blick auf das Leben einer einflussreichen, adeligen Familie. Erzählt wird aus der Sicht Donatas, sie ist die zweite Tochter des Hauses - oder die dritte, sie hat eine Zwillingsschwester. Donata ist vierzehn als sie erkennt, dass ihr Leben festgelegt ist und für sie eigentlich keine eigene Entwicklungsmöglichkeit besteht. Außerdem lebt sie als Fremde in ihrer Stadt, meint sie. Sie weiß nichts, sie lernt nichts aus eigener Erfahrung. Zufällig belauschte Männergespräche sind ihre einzigen Informationsquellen. Ein spannender Roman, man fühlt sich als Leser hineingezogen in diese fremde, geordnete Welt, in der eine einzelne Person so wenig gilt, besonders wenn sie weiblich ist. In der adeligen Familie hat jeder seine Rolle, alle dienen der Vermehrung und Sicherung der Macht und des Besitzes. Aber wie Donata erkennen auch Leser, dass nichts so starr ist, dass es nicht geändert werden könnte. Selbst Donatas Mutter, die den Adelsstand so korrekt vertritt, zeigt unter der vornehmen Haltung immer wieder das Gesicht der Tochter aus bürgerlichem Haus, die in ihrer Jugend sehr viel mehr Freiheit hatte als sie ihren Töchtern zuzugestehen wagt. Gerade die Mutter ist eine interessante Figur des Romans. Für die Töchter ihrer Familie plant sie mit Energie, Verstand und Fürsorge und zeigt ihnen dabei auch, dass es außer Ehe und Kloster vielleicht andere Möglichkeiten gibt. Dieser Roman zeigt Leben in der Oberschicht in einer sehr ehrenhaften Familie. Man liebt und achtet sich, und für jeden wird gesorgt. Es geht allen gut und selbst aus dem riskanten Abenteuer geht Donata unbeschädigt hervor. Donata lernt in der kurzen Spanne Zeit von wenigen Monaten, in der wir sie begleiten, nicht nur Lesen und Schreiben, sondern auch Latein. Man könnte sich darüber wundern, aber man nimmt es hin. Napoli, Amerikanerin mit Vorfahren aus Italien, hat für diesen Roman sorgfältig recherchiert. Sie hat ihn allen Frauen gewidmet, die für ihre Bildung und Selbständigkeit kämpfen mussten. Und damit gibt sie gerade Leserinnen ein Thema zum Nachdenken. Heute haben junge Mädchen viele Möglichkeiten. Für Leserinnen und Leser ab zwölf eine spannende und vielseitig lehrreiche Lektüre.
(pfn für die AJuM der GEW)
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