Beurteilungstext:
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Gespräche mit norwegischen Jugendlichen sind die Grundlage für dieses Buch. Es sind 32 berührenden Geschichten, die beschreiben, wie unterschiedlich Teenager die Zeit des Erwachsenenlebens empfinden. In einem Vorwort erzählt die norwegische Autorin Linn Skaber wie sie die Jugendlichen in den Interviews erlebt hat und wie daraus authentische Geschichten wurden, die auf Gefühlen basieren, die die Jugendlichen ihr erklärt haben. Mit einem ironischen Zwinkern endet der erste Text. „Am vorigen Freitag hatte Mama Angst“. Ein jugendlicher Ich-Erzähler zählt auf, wovor Mama sich ängstigt: Vor Pillen, die sie nicht identifizieren kann, vor Schnaps in Limoflaschen, vor Leuten aus dem Westend und vieles mehr. Und das Kind, das flügge wird, wundert sich, was ein Kinobesuch für Gefühle bei Mama auslöst. Oft handeln die Geschichten von den Gefühlen des Alltags. Aber es gibt auch die Texte, die zeigen wie kritisch junge Frauen die Welt sehen: „Du fragst mich, ob ich Feministin bin“ zeigt wie tiefgründig, wie differenziert die 16-jährige Ich-Erzählerin über dieses Thema nachdenkt. Mit der Alliteration „Das fragst du mich? beginnt jeder Absatz. Es folgt ein kleiner Einblick in die Gedankenwelt des Mädchens, die weiß, dass ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt wegen ihres Geschlechts schlechter sind. Die weiß, dass Frauen sich bislang alle ihre Rechte erkämpfen mussten. Die damit leben muss, dass der Präsident der USA verächtlich über junge Frauen sagt: „Grab’em by the pussy“ und es den Leuten „scheißegal“ ist. Und dann gibt es die Geschichten von der Krankheit und dem Gefühl, dass kein Teenager erleben sollte: Das Gefühl ein Elternteil viel zu früh zu verlieren. Mit den Bildern der Illustratorin Lisa Aisato wird das Buch zu einem kleinen Schatz, der die vielen Gefühle vereint. Ihre Illustrationen zeigen die Jungen und Mädchen wie sie sind: Der Junge mit leerem Blick – die hängenden Schultern. Er glaubt nicht, dass die Familie es ohne den Papa schafft. Diese Texte zu lesen, das ist wie ein Blick in die Seelen der Teenager, weil sie jugendlichen Lesern und Leserinnen zeigen, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sind. Besonders zu empfehlen sei es auch all den Erwachsenen, die das Verhalten Jugendlicher nicht verstehen. Denn vielleicht werden sie sich erinnern, dass auch sie oft gedacht haben: „Jung sein ist einfach zum Kotzen.“ (Beu)
[bega67 19 Nordrhein-Westfalen] |